
K O N T A K T

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© Dr. Christoph Paul Stock
5.2.2 Unbewusste Schlüsse und Faustregeln
Gerade bei hochkomplexen Vorgängen und Abläufen, bei denen in kurzer Zeit anhand weniger Kriterien eine Entscheidung getroffen werden muss, kann es durchaus Sinn machen, sich statt auf einen Algorithmus auf Bauchgefühle zu verlassen. Bauchgefühle entstehen durch Faustregeln (Heuristiken), die gewöhnlich unbewusst sind, aber auf die Bewusstseinsebene gehoben werden können. Faustregeln sind mitunter äußerst erfolgreich.
Bauchgefühle sind das, was wir erleben. Sie tauchen im Bewusstsein oft rasch auf, ohne dass wir verstehen, warum wir sie eigentlich haben. Die Faustregeln, die das Bauchgefühl verursachen und bestimmen, funktionieren gut oder schlecht, je nach den Eigenschaften der Umwelt, in der sie eingesetzt und von der sie bestimmt werden. Aus diesem Grund ist ein Bauchgefühl nicht an sich gut oder schlecht, sondern es hängt davon ab, ob eine Faustregel in einem gegebenen Kontext ein geeignetes Entscheidungsinstrument darstellt oder nicht. Man kann automatische von flexiblen Regeln unterscheiden. Erstere sind ein Anpassungsprodukt unserer Stammesgeschichte und damit nicht auf ihre Angemessenheit mit Bezug zu unserer gegenwärtigen Lebenssituation überprüft. Trotz allem bewährt sich dieses gedankenlose Verhalten in vielen Situationen. Bei flexiblen Regeln wird eine Evaluation vorgenommen, bei der geprüft wird, welche Regel in der aktuellen Situation die adäquate ist.[1]