5.2.4 Duales Einstellungssystem
In Entsprechung zu den zwei Arten des Wissens, dem unbewussten und bewussten Wissen, und den zwei Arten des Erinnerns, dem impliziten und expliziten Erinnern, haben wir auch zwei Arten von Reaktionen, die entweder auf einem Bauchgefühl beruhen oder auf rationalen Einstellungen basieren. Neben jenen expliziten Einstellungen, bei denen uns unsere prädisponierten Überzeugungen oder Gefühle, in einer bestimmten Art und Weise auf Dinge, Menschen und Ereignisse zu reagieren, bewusst sind oder wir uns diese zumindest leicht bewusst machen können, gibt es implizite, automatische Einstellungen, die uns nicht bewusst sind, eher Reflexen als Entscheidungen ähneln und sehr stark bei Vorurteilen[1] zum Ausdruck kommen.
Eine Untersuchung von Greenwald et al. zeigt, dass sogar Menschen, die bestreiten, rassistische Vorurteile zu haben, dennoch negative Assoziationen aufweisen. Im Zusammenhang mit einem „Implicit Association Test“ brauchten bei der Untersuchung 90 Prozent der weißen Befragten länger, um ein positives Wort wie Frieden oder Paradies als „gut“ einzustufen, wenn der semantische Begriff „gut“ mit dem Bild eines schwarzen Gesichtes dargeboten wurde als bei der Darbietung eines weißen Gesichtes.[2]
[1] Vorurteile sind Einstellungs- und Beurteilungsmuster, die aus vorgefassten, emotional gefärbten, durch neue Erfahrungen oder Informationen schwer veränderbaren und für allgemeingültig und wahrhaftig erachteten, generalisierten Urteilen über soziale Sachverhalte bestehen, die ohne differenzierte Begründung als gegeben betrachtet werden. Ein Vorurteil ist eine Art Vorausverständnis, dessen Unzulänglichkeit nicht in Frage gestellt wird und auf unzureichenden Kenntnissen oder Erfahrungen beruht. Vgl. dazu bei: Thomas, A.: Die Bedeutung von Vorurteil und Stereotyp im interkulturellen Handeln, Interculture Journal, Jahrgang 5, Ausgabe 2, 2006, S. 3 f. Internetzugriff am 05.01.2012 unter http://elearning2.uni-weimar.de/mcikp/extern/php/singleshow.php?ENT=VIKAUSGABE&DSID=13&LAY=AUSGABE&PHPSESSID=36b67025a0e6ac26f8316a8d67d12a6b
[2] Greenwald, A.G./McGhee, D.E./Schwartz, J. L. K.: Measuring individual differences in implicit cognition: The implicit association test, Journal of Personality and Social Psychology, Volume 74, Issue 6, 1998, S. 1464-1480. Internetzugriff am 05.01.2012 unter
http://dx.doi.org/10.1037/0022-3514.74.6.1464. Vgl. dazu auch die Untersuchungen von Hugenberg u. Bodenhausen in: Hugenberg, K./Bodenhausen, G.V.: Facing Prejudice: Implicit Prejudice and the Perception of Facial Threat, Journal of Psychological Science, Volume 14, Issue 6, 2003, S. 640-643.