
K O N T A K T

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© Dr. Christoph Paul Stock
6. Evolutionspsychologische Ansätze der Entscheidungsfindung
Ein Grundsatz der Vernunft lautet, man sollte zuerst wägen und dann wagen, zuerst denken und dann handeln. Es ist aber sehr fraglich, ob der Mensch in seiner Evolutionsgeschichte sein Überleben primär mit Hilfe der Vernunft sichern konnte. Viel wahrscheinlicher ist es, dass er neben dem Einsatz der Ratio im Kampf ums Überleben in der Auseinandersetzung mit seiner konkreten Umwelt und durch Erfahrungen des konkreten Handelns und Einübens erfolgsversprechender Handlungsstrategien einfache aber wirksame Faustregeln entwickelt hat, die sein Überleben gewährleistet haben. Friedrich August von Hayek hat mit Bezug zum Wagen des Menschen gemeint, dass wir wahrscheinlich alle bald tot wären, wenn wir alle Handlungen unterließen, für die wir den Grund nicht kennen oder die wir nicht rechtfertigen können.[1] Offensichtlich ist ein intuitives Handeln mit Hilfe von Faustregeln ein wichtiger Überlebensfaktor.
In diesem Zusammenhang stellt sich unweigerlich die Frage nach dem freien Willen in unserer Entscheidungsfindung, nach der Anpassung unseres Handelns an geänderte Umweltbedingungen, nach den Mechanismen und Systemen der Steuerung und nach dem Verhältnis von Know-how zu fehlender Erfahrung, von Wissen zu Halbwissen und vom Lernen zum Verlernen. Es wird der Frage nachgespürt werden, ob einfache Regeln des Lebens und Überlebens im Vergleich zu mathematisch hoch entwickelten Rechenmethoden tatsächlich wenig erfolgreich und ungenau sind.