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Beschreibung lebensfähiger Systeme in Anlehnung an das Viable System Model  (VSM) von Stafford Beer

 

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Gesamte Inhalte: © Dr. Christoph Paul Stock

 

Von Maschinen und Organismen

 

Ich habe weiter oben schon die geschickte Hand, die formt, gestaltet und konstruiert als Bild bemüht, um der Frage näher zu kommen, was konstruktivistisches und technomorphes Denken bedeutet und welche Art von Systemen daraus entstehen. Immanuel Kant hatte folgende Vorstellung der technomorphen Welt:

 

„Wo die Teile letzte Teile, endlich an Zahl, und als Teile leblose Materie sind, da liegt eine Maschine vor, die durch einen endlichen Verstand, wenn auch noch so kompliziert, erdacht, konstruiert, aus leblosem Stoffe hergestellt werden kann. Sie bedarf der Beaufsichtigung und Wiederherstellung durch den Konstrukteur. … Dagegen ist im Organismus alles sich wechselweise Ursache und Wirkung, in seinem Betrieb und in seiner Form. Bis in die kleinsten Teile ist er immer noch Leben. Eine Maschine hat bloß bewegende Kraft, der Organismus bildende Kraft“[i]

 

In diesen Überlegungen kommt die fundamentale konstruktivistische Vorstellung zum Ausdruck, dass wir uns im Verhältnis zur Welt, der wir begegnen, außerhalb befinden und diese beeinflussen und gestalten können. Wir sehen primär unsere Einflussnahme und unsere Wirkmächtigkeit wie ein Uhrmacher, der von außen die einzelnen Teile, Rädchen, Stifte und Federn zusammensetzt und einen genialen Mechanismus erschafft, der uns die Uhrzeit anzuzeigen vermag. Was bei einem Uhrwerk genial ist, kann im Kontext arbeitsteiliger Beschäftigung eine Mühsal und Last sein. Viele Menschen beklagen sich heute, dass sie sich an ihrem Arbeitsplatz wie ein Hamster im Rad fühlen. Sie nehmen sich mehr als Rädchen in einem sozio-ökonomischen Getriebe wahr wie als ein lebendiger Organismus, der in sich eine bildende Kraft verspürt, die im außen in die  Verwirklichung drängt. Der Grund für dieses Empfinden ist einfach. Wir haben unsere Arbeitswelt technomorph konstruiert und organisiert und sehen uns in vielen Fällen außer Stande, das wahre Potenzial der Menschen betrieblich freizulegen und zu nutzen. Wir automatisieren vielfach die Menschen statt der Prozesse und lassen uns immer mehr von den Programmen unserer Computersoftware steuern und programmieren als selbst kreativ und schöpferisch zu sein. Wir sollten uns fragen, ob wir wirklich wollen, dass die Maschinen über uns Macht erlangen.


[i] Jaspers, K.: Die großen Philosophen, Piper Verlag GmbH, München, 2007, S. 90 f
 
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