K O N T A K T

Beschreibung lebensfähiger Systeme in Anlehnung an das Viable System Model (VSM) von Stafford Beer
Gesamte Inhalte: © Dr. Christoph Paul Stock
KAPITEL 7: INFORMATIONSAUSTAUSCH UND ÜBERSETZUNG - DAS PROBLEM DES TRANSDUCERS
In einem komplexen System gibt es eine große Anzahl von Kanälen und Schnittpunkten, über die Informationen verteilt und übertragen werden müssen. Alle Kanäle und Schnittstellen innerhalb der Organisation, die zur Kommunikation oder Regulierung genutzt werden, müssen eine ausreichende Varietät (Vielfalt) aufweisen, um die Informationsübertragung bewältigen zu können.
Diese Kanäle müssen einen ausreichenden Querschnitt und eine ausreichende Übertragungsrate haben, damit alle Informationen, die zur gleichen Zeit übermittelt werden bzw. innerhalb eines bestimmten Zeitraumes übermittelt werden müssen, die Kanäle und Schnittstellen auch tatsächlich passieren können. Maßstab für die Dimension der Kanäle muss also das höchste anzunehmende Informationsvolumen sein, das aufkommen kann. Da es hinsichtlich des Volumens nie absolute Gewissheit geben wird, sollten die für die Kanäle gewählte Dimension jedenfalls einen Puffer mit berücksichtigen. Nur wenn Informationen über die Kanäle gesamt und rechtzeitig transferiert werden können, kann eine Balance zwischen zu transferierendem Informationsvolumen und gegebenen Informationsbedarf hergestellt werden. Zusätzlich muss das Netz der Kanäle ausreichend dicht gestaltet sein, damit auch alle relevanten Bereiche erreicht werden können.
Darüber hinaus muss gewährleistet werden, dass transferierte Informationen vom jeweiligen Informationsempfänger verstanden werden können. Informationen, die in ein und derselben Abteilung weitergegeben werden, können meist leichter von den Empfängern verstanden werden, als Informationen, die über Abteilungs- oder gar Unternehmensgrenzen hinweg übermittelt werden. In der eigenen Abteilung kennt man die Abläufe, verwendeten Begriffe, bevorzugten gedanklichen Konstrukte und gebräuchlichen Muster und Schemata. Im Verhältnis zu anderen Abteilungen, Unternehmensebenen oder gar fremden Unternehmen und unbekannten Umwelten ist das aber völlig anders. Eine Information kann in diesen Fällen schnell einmal missverstanden, falsch interpretiert oder als unbedeutend abgetan werden. Dann kommen eventuell wirklich wichtige Informationen dort nicht an, wo sie gebraucht werden und einen echten Unterschied bedeuten. Eine ausreichende Dimensionierung der Kanäle reicht also nicht aus. Es braucht zusätzlich an den Schnittstellen Übersetzer, die in der Lage sind, Informationen aus dem Verständnis einer Umgebung heraus so für die Zielumgebung zu übersetzen, dass die Informationen in ihrer Bedeutung und Tragweite auch im neuen Empfangsbereich begriffen und verstanden werden können. Man spricht hier von einem Transducer, der die möglichst authentische Übersetzung von Inhalten gewährleistet. Eine Regelungspolitik, die z.B. aus der höchsten Betriebsebene an alle Abteilungen und operativen Einheiten weitergegeben wird, muss soweit übersetzt werden, dass die betroffenen Personen an der Basis auch verstehen können, was diese Politik für sie im Alltag und für die Gestaltung des operativen Geschäftes tatsächlich bedeutet. Wenn eine solche Übersetzung nicht gelingt, bleibt die Politik nichts anderes als eine Ansammlung schöner Worte. Es wäre wie bei einem Lenkrad, dessen Lenksäule nicht mit den Rädern des Fahrzeuges verbunden ist. Die Lenkwirkung bleibt aus.