
K O N T A K T
Von der objektiven zur non-dualen Erkenntnis

Gesamte Inhalte:
© Dr. Christoph Paul Stock
KAPITEL 2: DAS GENUTZTE MODELL
Unsere Welt und das Universum sind derartig komplex, dass sich unser Verstand diesen Realitäten und Wirkdimensionen nur mit Hilfe von Modellen annähern kann. Der Verstand ist viel zu klein, um diese Komplexität erfassen zu können. Wir müssen die Komplexität auf ein Maß reduzieren, das uns eine intellektuelle Verarbeitung erlaubt. Durch die Nutzung von Modellen werden die Dinge zwangsläufig unscharf und grobkörnig. In der Vereinfachung gehen verschiedene Aspekte, Feinheiten und subtile Dimensionen verloren. Jedes Modell wird situationsbedingt Fehler, Schwächen und Unzulänglichkeiten haben. Dennoch brauchen wir eine modellhafte Beschreibung, um uns zurechtfinden zu können.
In einer fremden Stadt ist heute ein gut funktionierendes Navigationssystem von großer Hilfe, auch wenn die Abbildung der Stadt am Display des Navis die Realität stark vereinfacht wiedergibt. Je besser wir die Stadt selbst kennen, umso seltener werden wir das Navigationssystem zur Unterstützung benötigen. Dann ist es als zusätzliche Informationsquelle interessant, die wir eventuell nutzen. Schließlich werden wir immer öfter dazu übergehen, auf das Navigationssystem ganz zu verzichten und die Stadt selbständig zu erforschen. So ist es auch mit dem hier verwendeten Modell. Es spielt am Beginn der Reise eine wichtige Rolle. Je länger wir unterwegs sind, desto weniger werden wir das Modell verwenden müssen, weil wir die Zusammenhänge immer unmittelbarer wahrnehmen. Irgendwann kommen wir an einen Punkt, an dem wir auf die Unterstützung weitgehend verzichten können. Unsere Wahrnehmung und Achtsamkeit sind so geschärft, dass wir ohne Modell uns bewegen können. Wir haben ein Gespür, eine Intuition entwickelt, die uns bessere Dienste leistet als ein auf Rationalität ausgerichtetes Modell. Doch es dauert, bis ein solches Bewusstsein der Dinge vorhanden ist. Für den Beginn der Reise sind daher Modelle praktikabel und hilfreich. Man darf aber keinesfalls vergessen, dass sie weder die Realität noch die Wirklichkeit auch nur annähernd korrekt und vollständig abbilden können.
Das von mir verwendete Modell fußt auf der Beschreibung einer zwölffachen Ursachenkette, wie sie im Buddhismus gelehrt wird. Dabei ist jedes Phänomen Ursache und Wirkung zugleich und die einzelnen Phänomene greifen ineinander und bedingen sich gegenseitig.[i]
Ich habe diese Ursachenkette in die Gestalt eines Rades umgesetzt und dieses Rad mit dem Ablaufgeschehen von Tag und Nacht und dem Jahresverlauf verbunden, wie es in der westlichen astrologischen Tradition üblich ist.

Abbildung 1Inhalt und Grafik-Design: © bei Christoph Paul Stock |
Dieses Rad hat 12 Speichen, zwischen denen 12 Bereiche liegen, und teilt sich in vier Quadranten auf. Die 12 Speichen bzw. Bereiche haben eine Entsprechung mit den 12 Monaten des Jahres, die sich aus den Mondzyklen ergeben, und den vier Jahreszeiten, die allgemein zur Einteilung des Jahres verwendet werden. Die Nutzung von 12 Speichen bzw. Bereichen findet eine weitere Analogie in der überall gebräuchlichen Einteilung des Tages und der Nacht in 12 Stunden.

Abbildung 2Inhalt und Grafik-Design: © bei Christoph Paul Stock |
Im Modell geht ein Aspekt fließend in den darauffolgenden Aspekt über, so wie Jahreszeiten langsam von einer zur anderen Jahreszeit mit dem sich ändernden Einstrahlwinkel der Sonne und der variierenden Dauer der Sonnenstunden wechseln. Das Modell ist ein sich drehendes Rad, das stetig in Bewegung ist. Wir sind gewohnt, dass sich Räder entweder im Uhrzeiger oder gegen den Uhrzeiger drehen. Dieses Modell dreht sich gleichzeitig im und gegen den Uhrzeigersinn. Wenn man den Himmel beobachtet, laufen die Gestirne im Tages- und Nachtverlauf jeweils von Ost nach West. Sie gehen am Horizont im Osten auf und im Westen unter. Dies geschieht durch die Drehung der Erde um ihre eigene Achse. Betrachtet man aber z.B. den Mond über mehrere Nächte hinweg jeweils zur gleichen Zeit am Nachthimmel, erkennt man, dass sich der Mond jeden Tag um ca. 12 Grad von Westen nach Osten bewegt. Neben der Bewegung von Ost nach West gibt es also eine zweite Bewegung von West nach Ost. In dieser zweiten Bewegung nimmt der Mond zuerst immer mehr zu, um dann zum Vollmond zu werden und dann wieder langsam ab, bis er zur Zeit des Neumondes nicht mehr zu sehen ist. Bei Neumond hat sich die Erde zwischen den Mond und die Sonne gestellt und der Mond verschwindet im Schatten der Erde. All diese Erscheinungen hängen mit der Bewegung des Mondes um die Erde zusammen. Was für den Mond gilt, ist auch bei anderen Planeten der Fall. Auch bei ihnen gibt es diese Vorwärts- und Rückwärtsbewegung, was mit ihrer Bahnbewegung um die Sonne zu tun hat. Das Rad bewegt sich also gleichzeitig im und gegen den Uhrzeigersinn.
Die Bewegungen im Rad sind unterschiedlich schnell. Es gibt den Rhythmus von Tag und Nacht sowie den Jahresrhythmus im Einklang mit der Drehbewegung der Erde um ihre eigene Achse bzw. um die Sonne. Ein weiterer Rhythmus entspricht der Drehbewegung des Mondes um die Erde und dauert daher ca. 28 Tage. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Rhythmen, die durch den Aufbau des Sonnensystems und die Bewegungen der Körper in diesem System bedingt sind. Das Modell hat also einen rhythmischen Aspekt.
Zwischen den Speichen sitzen auf der Felge des Rades polare Gegensätze, die in ihrer Komplementarität das ganze Rad in Balance halten. Jeder dieser polaren Aspekte hat die Tendenz den dazugehörigen komplementären Aspekt auf der gegenüberliegenden Seite in Beziehung zu sich selbst zu bringen, sodass eine Gesamtheit entsteht. Da sich das Rad ständig bewegt und nicht aufgehalten werden kann, wechseln die Bereiche des Rades in unterschiedlichen Rhythmen. Entsprechend diesen rhythmischen Bewegungen muss sich das Leben ständig an die neuen Gegebenheiten anpassen, diese aussteuern und sich in diversen Fällen selbst transformieren.
Über diese Anpassungs-, Aussteuerungs- und Transformationsprozesse hinaus, beschreibt das Modell auch transzendierende Aspekte. Dabei wird die Polarität überschritten. Die komplementären Gegensätze werden integriert und es entsteht jenseits der alten Polarität eine inkludierte Dimension auf einer höheren Ebene. Diese höhere Dimension besitzt andere Eigenschaften und bringt neue Dynamiken mit sich. Es handelt sich um eine Metaebene im Vergleich zu den Gegensatzpaaren.

Abbildung 3Inhalt und Grafik-Design: © bei Christoph Stock |
Sechs Hauptenergien werden nachfolgend beschrieben. Diese ergeben sich durch die Inklusion und Überschreitung von sechs polaren und komplementär wirkenden Gegensatzpaaren. Jeweils zwei Speichen werden zu einer Energieachse in der höheren Dimension. Im Zentrum des Rades befindet sich eine Nabe. Dieser siebte und über die sechs Energieachsen hinausgehende Bereich ist wie das Zentrum eines Hurricanes. Um dieses Zentrum dreht sich das Rad, doch es selbst hat kein Drehmoment. So wild und rasend die Wetterverhältnisse im Hurricane auch sein mögen, hier herrschen Ruhe und Stille. Ich werde die sechs Hauptenergien in den folgenden Kapiteln beschreiben und dann auf den 7. Bereich im Zentrum des Rades eingehen.
Die Speichen- bzw. Energieachsen des Rades werden vor den polaren Gegensatzpaaren beschrieben. Dies macht für mich deshalb Sinn, weil die Energieachsen und die Nabe des Rades der Entstehung des restlichen Rades vorausgehen. Sie sind Voraussetzung für die Dynamik des gesamten Rades.
Man könnte die Situation mit der eines Empfängers für Radiowellen vergleichen. Wenn man ein Radiosignal in hörbare Töne umwandeln will, braucht es zuerst einmal das Signal, sonst ist gar nichts da, was empfangen und gehört werden könnte. Auf Grundlage der Beschaffenheit des Radiosignals wird die Empfangsanlage so gestaltet, dass sie in der Lage ist, genau jenes Frequenzband zu entschlüsseln, das den Radiowellen entspricht.