
K O N T A K T
Von der objektiven zur non-dualen Erkenntnis

Gesamte Inhalte:
© Dr. Christoph Paul Stock
KAPITEL 3: DIE ENERGIESTRÖME DES LEBENS
DIE ENERGIE DER ERHALTUNG
Die Kraft des Urweiblichen – Yin

Abbildung 4Grafik-Design: © bei Christoph Paul Stock |
Beständig erhält der Kosmos die Voraussetzungen für unser Leben. Stetig kreist die Erde um sich selbst und bewirkt so mit Sonnenauf- und -untergang den Rhythmus von Tag und Nacht. Regelmäßig bewegt sich die Erde um ihr Zentralgestirn und lässt uns so die Jahreszeiten in immer gleicher Reihenfolge erfahren. Rhythmisch nimmt der Mond zu und ab und verursacht durch seine Bewegung um die Erde im Spiel der gravitativen Kräfte das Heben und Senken der Gezeiten. Die Atmosphäre mit ihren Wetterphänomenen, die Erdplatten mit ihren sich ständig ändernden Oberflächenkonturen und tektonischen Tiefenbewegungen, die Ozeane mit ihren Strömungen, Wellen und Brandungen werden von diesen gewaltigen kosmischen Gegebenheiten bestimmt und kreieren so im Wechselspiel der Kräfte die Voraussetzungen für das Leben wie wir es kennen.
Es gibt seit ca. 2,5 bis 1,5 Millionen Jahren Menschen auf dieser Erde[i] und seit ca. 300.000 Jahren existiert nach neuesten Funden aus Jebel Irhoud in Marokko der moderne Mensch (Homo sapiens).[ii] Im Vergleich zu einem Menschenleben, das in den meisten Fällen keine hundert Jahre dauert, ist das eine unvorstellbar lange Zeit. Wir sind von unserer Konstitution her leicht verletzbare Wesen. Dass es uns schon so lange gibt, weist darauf hin, wie stabil und habitabel die Erde für uns in den letzten Jahrtausenden war. Ein Platz, an dem man zu Hause sein kann. Ein Ort der Heimat ist.

Abbildung 5Inhalt und Grafik-Design: © bei Christoph Paul Stock |
Mindestens so faszinierend wie die kosmischen Zusammenhänge sind die evolutiven Prozesse, die neben einer unvorstellbar reichen Flora und Fauna ein Lebewesen hervorgebracht haben, das nicht nur mit unglaublichem Geschick Werkzeuge für seine Zwecke nutzen und einsetzen kann, sondern das zur Ausformung hochkomplexer sozialer Strukturen sowie kultureller und spiritueller Lebensformen in der Lage ist. Im Menschen verkörpert sich ein geniales Sein, das so komplex und vielschichtig ist, dass es diesem Wesen in seiner Freiheit oft schwerfällt, seine physischen, psychischen, mentalen und spirituellen Kräfte in Balance zu halten und richtig auszusteuern.
Der Tiger im Tank:
Vielfach wird uns heute von der Gesellschaft vermittelt, dass man Leistung erbringen, Erfolge erreichen und aus sich etwas machen soll. Die persönliche Agenda zählt. So ist der geschickte Mensch zu einem geschäftigen und in vielen Fällen auch getriebenen Menschen geworden, der versucht, möglichst viele Dinge in möglichst kurzer Zeit effizient zu erledigen. Unser Erleben zielt auf Besitz und unser Fortschritt setzt auf Geschwindigkeit. Gerade in der industrialisierten Welt, die sich nun mehr und mehr zu einer Welt der Information und künstlichen Intelligenz wandelt, haben wir wahrlich den Tiger im Tank und rasen mit Hochgeschwindigkeit in Richtung Zukunft. Unser Energieumsatz ist so hoch, dass die Welt kaum noch atmen kann. Unser zivilisatorischer Fußabdruck so groß, dass die wilde Natur darunter zu verschwinden droht. Wir sind dabei, vor lauter Fokussierung auf unser eigenes äußeres Werden das Sein des Planeten und unser eigenes Sein zu vergessen. Wir opfern für eine hoch technologisierte und von Maschinen gesteuerte virtuelle Welt, die in wenigen Jahrhunderten entstanden ist, eine Welt, die sich in Jahrmillionen geformt und gebildet hat. Wir geben für den äußeren Wohlstand unseren inneren Seelenfrieden auf. Wir stellen unser äußeres Werden über das innere Sein und bringen so unser eigenes Dasein völlig aus der Balance.
Ob ich ein Fortschrittsgegner und Verhinderer bin, der in die Vergangenheit zurück möchte? Auf keinen Fall, ich liebe die moderne Welt mit ihren Annehmlichkeiten und technischen Entwicklungen. Es fällt mir wie vielen anderen schwer, auf äußere Dinge zu verzichten, um der inneren Dimension des Lebens mehr Raum zu verschaffen. Aber ich liebe auch die wilde Natur im außen und unsere wilde Natur im inneren. Um sie nicht zu verlieren, müssen wir unseren Lebensstil ändern!
Dem SEIN mehr Geltung verleihen:
Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist aus meiner Sicht eine Rückbesinnung auf das, was uns die Natur schon gegeben und geschenkt hat. Wir haben verlernt, einfach nur zu sein. Damit meine ich nicht das heute so populäre Chillen und Wellnessen. Ich meine damit auch nicht ein faules Herumlungern als Couch-Potato vor der Flimmerkiste. Ich meine damit ein achtsames Sein, das den Augenblick schätzt und ein hohes Bewusstsein für die kleinen und schönen Dinge des Lebens hat, die im Lärm der Betriebsamkeit gerne untergehen. Ich meine damit auch eine Verbindung zu etwas Größerem, zu etwas, das über uns weit hinausgeht, jener Kraft, die uns hervorgebracht hat. Wir möchten gerne etwas Besonderes sein, wir möchten gerne alles aus eigener Kraft bewirken, wir möchten ausschließlich unserer eigenen Agenda folgen. Doch alles, was im Universum entsteht, ist Teil einer größeren Wirklichkeit, einer Wirklichkeit, die sich nicht aus unseren Gedanken und Vorstellungen, Wünschen und Hoffnungen speist, sondern aus einer Intelligenz, die über all unser Streben hinausgeht. Einer Intelligenz, die diesen Kosmos schon bewohnte, bevor der Mensch die weltliche Bühne betrat, einer Intelligenz, die unser Denken erst hervorgebracht hat und die wir daher mit unserem Denken nicht kontrollieren können. Eine Intelligenz, die uns ständig nährt und erhält.
Dankbarkeit in unser Leben bringen:
Meiner Meinung nach können wir eine Balance zwischen unserem äußeren Gestaltungswillen und unserer innerseelischen Verbundenheit mit dem Weltganzen nur wieder herstellen, wenn wir in der Besinnung auf all das, was wir umsonst aus den kosmischen und evolutiven Prozessen bekommen haben, dankbar sind. Diese Dankbarkeit für die tausend kleinen Dinge, die wir für so selbstverständlich halten und so gerne und rasch übersehen, kann uns helfen, unserem Werden das Sein wieder zur Seite zu stellen. Wenn wir dankbar sein können, bleibt uns vielleicht die bittere Erfahrung erspart, das so Selbstverständliche nicht mehr vorzufinden und auf eine sehr harte Tour zu lernen, was es bedeutet, etwas zu verlieren und zerstört zu haben, das wir selbst nicht richten und wieder hervorbringen können.