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Von der objektiven zur non-dualen Erkenntnis

 

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Gesamte Inhalte:

© Dr. Christoph Paul Stock

 

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DIE ENERGIE DER AKTIVEN LIEBE

Die Kraft der Inklusion – Yin und Yang

Abbildung 8
Grafik-Design: © bei Christoph Paul Stock

Aktive Liebe setzt Grenzen und sagt ein NEIN. Aktive Liebe öffnet sich, ist mitfühlend und gebend und sagt ein JA. Aktive Liebe erkennt, wann es Zeit ist, aus einem NEIN ein JA und wann es Zeit ist, aus einem JA ein NEIN werden zu lassen. Aktive Liebe erkennt auch, wann die Zeit reif ist und weder ein NEIN noch ein JA Bedeutung haben, sondern das ALTE sterben und etwas NEUES ins Leben treten muss. Diese Opferung des ALTEN ermöglicht das NEUE im Akt der VERGEBUNG.


Die Physikerinnen und Physiker erklären uns heute, dass das gesamte Universum aus einem unvorstellbar kleinen Punkt in einer gewaltigen Explosion, dem Urknall, in Gang gesetzt wurde.[i] Die Biologinnen und Biologen sagen uns, dass der elementarste Teil in der Welt der Biologie die Zelle ist. Das biologische Leben begann mit einer einzigen Zelle, die als Urzelle alle Einzeller, Mehrzeller und alle komplexen Wesen mit ihren unvorstellbar vielen Zellformationen hervorgebracht hat.[ii] Ein Mensch entsteht aus einer einzigen befruchteten Eizelle, die durch ständige Teilung zu einem hoch komplexen Wesen heranreift. Es ist unvorstellbar, aber im Kern der Dinge hängt alles mit allem zusammen. Das Leben ist also auch ein gigantisches Netzwerk verschlungener Zusammenhänge, die uns in ein gemeinsames Schicksal verweben und alles inkludieren.

 

Grenzen sind notwendig:

Wir lernen von Kindesbeinen an zwischen dem, was zu uns gehört und dem, das nicht zu uns gehört, zu unterscheiden. Es ist ein wichtiger und entscheidender Prozess, denn nur so können wir in einer von Grenzen und Unterscheidungen bestimmten Welt erkennen, was wir sind und was wir nicht sind. Die Welt in viele Fragmente zu zerteilen ist notwendig, um praktisch funktionieren und das eigene Leben schützen zu können. Wir töten ständig, um unseren Körper vor Angriffen durch Keime zu schützen und um uns ernähren zu können. Wir müssen unterscheiden, was unserem Überleben dient und was unser Überleben gefährdet. Durch diese Situation entstehen Strukturen des Schutzes und der Abgrenzung. Unsere Welt ist voll davon.

 

Mitgefühl ist notwendig:

Gleichzeitig sind wir auf die Welt da draußen angewiesen. Wir können uns nicht hinter einer undurchlässigen Mauer verstecken. Wir müssen im Austausch bleiben. Es ist notwendig, eine Membran zu sein, die fähig ist, sich abzugrenzen aber auch gleichzeitig durchlässig zu bleiben. Eine Körperzelle, die sich gegen Keime, Gifte und Fremdkörper hermetisch abschottet, ohne sich die Fähigkeit zu bewahren, notwendige Nährstoffe, Sauerstoff und Wasser hinein- und Abfallprodukte aus der Zelle in den Blutkreislauf hinauszulassen, wird rasch in eine lebensbedrohliche Situation geraten. So braucht das Leben Strenge, Ordnung und Regeln und gleichzeitig Offenheit, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Nur wenige Dinge sind im Leben so schwer umzusetzen wie der Ausgleich dieser Gegensätze.

 

Eltern, Erziehungskräfte, pädagogische Fachkräfte, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Personen im Bereich der Rechtspflege und der Gesundheitsversorgung, Vertreter des Militärs und der Wachkörper etc. stehen ständig im Spannungsfeld dieser Problematik. Oft ist es eine enorme Herausforderung, einen wirklich angemessenen Ausgleich zwischen diesen Polen zu schaffen und nicht selten ist das praktische Ergebnis weder fair noch gerecht.

 

Aus dieser Situation entstehen oft gravierende Konflikte, Auseinandersetzungen und leider auch brutale und zerstörerische Kriege. Nicht selten zeitigt die Ungerechtigkeit, die durch diese Konfliktaustragung entsteht noch weit schlimmer Folgen als jene, wegen derer man in den Konflikt eingetreten ist. Der erbitterte Kampf für Gerechtigkeit und Fairness kann zu unvorstellbarem weiterem Unglück und Unheil führen. Tausende Kriege der menschlichen Geschichte unterstreichen dieses Problem.

 

Es ist wichtig, sich selbst zu behaupten, es ist wichtig, sich zu verteidigen und die eigenen Rechte zu sichern. Es ist aber auch wichtig, mitfühlend zu sein, für andere da zu sein, ihr Leiden zu lindern, das in einem gewissen Sinn auch immer unser eigenes Leiden ist. Irgendwann muss der Konflikt enden, muss Offenheit wieder möglich sein, weil man sonst den Anschluss ans Leben verliert. Ob die Dinge nun gerecht und fair sind oder nicht. Das Leben zieht weiter. Wenn wir dauerhaft im Konflikt zurückbleiben, werden wir die Verbindung zum Lebensfluss verlieren. Irgendwann müssen wir mit uns selbst und dem Leben Frieden schließen und aufhören zu zeihen, weil wir sonst das Leben, das wir leben möchten, nicht mehr leben können. Der Konflikt zehrt alle Ressourcen und alle zur Verfügung stehende Zeit auf. Er nimmt uns die Kraft, lebendig zu sein.

 

Wir müssen uns daran erinnern, dass das Leben in seinem Fundament alle Dinge verbindet und zusammenhält. Mit Blick auf diese Tatsache fordert das Leben von uns, dass wir irgendwann verzeihen. Nicht weil wir uns in unserer Opferroll gefallen und im Verzeihen uns moralisch überlegen fühlen, nicht weil uns der Mut fehlt, für unser Anliegen zu kämpfen und wir aus Feigheit zurückweichen. Es geht auch nicht darum, ob das Gegenüber es verdient, eine Vergebung zu erfahren, was im Grunde bedeutet, dass wir über den anderen zu Gericht sitzen. Es geht auch nicht darum, grobes Unrecht zu entschuldigen, so als wäre es nicht geschehen, es geht auch nicht immer darum, eine neue Beziehung und ein neues Miteinander aufzubauen, die durch den Konflikt in Brüche gegangen sind. Manchmal fehlt die Kraft oder die Möglichkeit, Beziehungen wieder aufzubauen. Es geht darum, aktiv die innere Verbundenheit des Lebens anzuerkennen und zu verzeihen, um selbst wieder frei zu werden für die Fortsetzung der Lebensreise. Diese bewusste Anerkennung der inneren Verbundenheit der gesamten Existenz, diese Form von Mitgefühl jenseits von Anhaftungen sowie Überlegen- und / oder Unterlegenheitsgefühlen ist aktive Liebe.

Abbildung 9
Inhalt und Grafik-Design: © bei Christoph Paul Stock

[i] Vgl. zu den Überlegungen rund um den Urknall bei: HAWKING, S.: Das Universum in der Nußschale, Deutscher Taschenbuchverlag, 2001, S. 29 f
 
[ii] Vgl. dazu: NURSE, P.: What is Life? Understanding Biology in Five Steps, David Fickling Books, Oxford UK, 2020, First Chapter: The Cell
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