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Von der objektiven zur non-dualen Erkenntnis

 

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Gesamte Inhalte:

© Dr. Christoph Paul Stock

 

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Die Illusion einer vom Tod freien Welt

 

Wenn etwas an sein Ende gekommen ist, wird es immer schwierig. Es muss aus der Welt gehen. Doch wir hängen an den Menschen, Tieren und Dingen. Wir halten an ihnen fest, weil wir sie liebgewonnen haben, weil sie uns Sicherheit geben, weil wir glauben, ohne sie nicht leben zu können und weil sie zu einem Teil von uns selbst geworden sind. Wir spüren in der Tiefe und intuitiv, dass uns der Tod etwas nehmen wird. Daher empfinden wir den Tod als Zumutung und etwas Unerträgliches. Wir halten fest, können nicht loslassen, wollen nicht loslassen und leiden an dieser so schmerzlichen Realität.

 

Die Energie der Reinkarnation weist uns darauf hin, dass etwas Neues nur entstehen kann, wenn wir das Alte gehen lassen können.

 

Es gehört zu den größten Geheimnissen des Lebens, dass es aus der Leere und dem Abgrund, die wir durch die Zerstörung von Bindungen, Beziehungen und Dingen sowie den Tod von Lebewesen erfahren, kreativ etwas Neues erschafft, das nur ins Leben treten kann, weil etwas verloren gegangen und aufgegeben worden ist. Bei der Reinkarnation handelt es sich um die ultimative Entscheidung. Es werden nicht nur Optionen aufgegeben, um ein bestimmtes Leben zu leben, sondern es wird eine ganze Existenzform aufgegeben, damit eine neue ins Leben treten kann. Das ist der ultimative Bruch mit der Gewohnheit, das ist der ultimative Bruch mit der Sicherheit, das ist der ultimative Bruch mit der greifbaren Realität. Es ist das ultimative Ausgeliefertsein an die Wirkkraft des Lebens. Es ist die ultimative Erfahrung, dass in der Welt nicht nur der eigene Wille zählt, sondern die Willenskraft einer uns unbegreiflichen Wirklichkeit, die hinter den Dingen waltet.

 

Die Versuchung liegt darin, sich an etwas zu klammern und anzuheften, das beim Sterben oder gar schon tot ist und keine Lebensenergie mehr in sich trägt. Es ist das morbide Verlangen, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, noch ein brüchiges Geschäft zu machen oder gar Gewalt gegen sich selbst oder andere zu üben, um noch etwas an Energie und Lebenssaft herauszupressen.

 

Viele Beziehungen zwischen Menschen finden ein Ende und eine Partnerin oder ein Partner, manchmal auch beide finden nicht die Kraft, loszulassen und zu gehen. Viele Formen von Angriffen, Eingriffen und Übergriffen ereignen sich in diesen Zusammenhängen. Menschen werden bedroht, erleiden Stalking oder werden in jahrelangen Gerichtsverfahren im Kontext von Sorgepflichten und Sorgerechten, Scheidungsangelegenheiten und Erbstreitigkeiten verfolgt, gefangengesetzt und geknebelt. Nicht nur die beteiligen Personen leiden, sondern auch die Kinder, Eltern und Freunde im Umfeld.

 

Nicht selten wollen Menschen in der Geschäfts- und Privatwelt ihren Sessel nicht räumen, obwohl es Zeit oder vielleicht schon mehr als Zeit ist, die Position an andere abzugeben. Geld, Position und Macht werden benutzt, um den Verbleib zu erzwingen. Nichts zehrt an der Energie und Kraft anderer Menschen und ganzer Systeme so sehr wie eine Führung, die ausgedient hat und nur mehr ihre Pfründe sichert, Energie herauszieht, wo ohnehin schon keine mehr ist, und jede kreative Neugestaltung verhindert, obwohl nichts so notwendig ist wie ein Neubeginn. Der Bankrott und Niedergang vieler Beziehungen, Familien, Unternehmen und ganzer Staaten werden durch illegitime Versuche, auf dem Sessel sitzen zu bleiben, der eigentlich schon lange für andere bestimmt und daher zu räumen ist, verursacht.

 

Es ist eine enorme Herausforderung, den „Point of No Return“ zu erkennen und mit dieser Realität konstruktiv umzugehen. Es ist eine der schwierigsten Aufgaben im Leben, dem Sterben und Tod seine positive Seite abzuringen. Doch in jedem Tod wird Energie freigesetzt und diese Energie kann genutzt werden, um etwas Neues und Kreatives zu gestalten. Was in unserer polaren Welt der Erscheinungsformen als Vernichtung und Zerstörung in Erscheinung tritt, bewirkt auf energetischer Ebene das Potenzial, dass sich etwas aus dem Raum der Möglichkeiten heraus neu bildet und ins Leben hinein neu geboren werden kann.


Die beendete und abgeschlossene Beziehung öffnet die Möglichkeit für neue Begegnungen, Partnerschaften und Bindungen. Das Räumen der bisherigen Position schafft die Möglichkeit, andere Herausforderungen und Tätigkeiten anzustreben und aufzunehmen.

Das geht nicht von heute auf morgen. Dinge entstehen in einem gewissen Sinn aus dem Raum der Möglichkeiten, benötigen aber Zeit, um sich formen und mit Inhalt füllen zu können. Nicht selten bleiben wir am Alten hängen, weil wir uns nicht rechtzeitig auf das Sterben und den Tod vorbereitet haben. Wir werden kalt erwischt und können dann mit dem sich einstellenden Vakuum nicht umgehen. Der Raum der Möglichkeiten ist kein dunkler Abgrund, in dem nichts vorhanden ist. Dieser Raum ist ein kreatives Potenzial, das in seinem eigenen Rhythmus und in seiner eigenen Zeit etwas Neues sich formen, Gestalt annehmen und wachsen lässt. Es braucht z.B. viel Zeit, bis ein Kinderwunsch zu einer Realität wird und sich ein Embryo über 9 Monate hinweg zu einem kleinen Menschen entwickelt kann. Diese Entwicklung kann man nicht einfach erzwingen, hier braucht man Geduld und Zeit, um das Neue werden zu lassen. Man muss auf das Leben und die ihm inne liegende Schöpfungskraft vertrauen. Hier erleidet das Ego seinen Todesstoß und erfährt seine Begrenztheit. Das Ego ist dem Tod schutzlos ausgeliefert. Das Leben selbst nutzt den Tod, um sich zu erneuern und zu regenerieren. So ist sein Wesen, darin liegt seine schöpferische Kraft.

 

„Versuche nicht, irgendetwas zu erzwingen, lass das Leben ein tiefgreifendes Loslassen sein. Erkenne, dass Gott jeden Tag Millionen von Blüten öffnet, ohne die Knospen dazu zu zwingen.“[i]

 

Osho (Rajneesh / Chandra Mohan Jain)


[i] OSHO: The Beloved, Vol. 2, They Kill Lust with Lust.
Internetzugriff am 16.02.2024 unter:
https://oshosearch.net/Convert/Articles_Osho/The_Beloved_Vol_2/Osho-The-Beloved-Vol-2-00000007.html
 
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