top of page

Von der objektiven zur non-dualen Erkenntnis

 

Lebensurbild%20Muster5_edited_edited.png

Gesamte Inhalte:

© Dr. Christoph Paul Stock

 

Audio
00:00 / 06:28

Die Illusion einer nur aus unseren Impulsen bestehenden Welt

 

Wir werden durch die Eindrücke der Welt geprägt und geformt. Ein liebloses und abweisendes Elternhaus prägt uns genauso wie liebevolle und uns umsorgende Menschen in unserem familiären Umfeld. Eine elitäre und auf Karriere und Erfolg ausgerichtete Schule bilden unseren Charakter und unsere Persönlichkeit genauso wie eine nach anderen Werten ausgerichtete Bildungseinrichtung. Eine Tätigkeit in einem Profitunternehmen gestaltet uns genauso wie die Tätigkeit im psycho-sozialen Bereich. Schwierige und verletzende Lebenserfahrungen mit Partnerinnen und Partnern, Kindern, Eltern, Freundinnen und Freunden und Berufskolleginnen und Berufskollegen formen uns genauso wie positive Erfahrungen in diesen Bereichen. Alter, Behinderung, Krankheit, Gesundheit, Wohlbefinden und Unbeschwertheit haben ihre beeinflussenden Wirkungen. All diese Erfahrungen lassen in uns bestimmte Präferenzen, Vorstellungen von richtig und falsch und Sympathien und Antipathien entstehen. Sie bedingen, dass wir auf bestimmte Lebensumstände mit Impulsen reagieren, die diesen Präferenzen entsprechen. Wenn wir in diesen Reaktionsmustern verharren, sind wir schlicht das Produkt unserer Erfahrungen, das Resultat unserer Lebensgeschichte.

 

Die Energie der Willenskraft weist uns darauf hin, dass eine Verfolgung unserer Impulse uns in Tendenzen und Prägungen verstricken kann, die für uns weder gut noch gesund sind.

 

Es ist wichtig, den eigenen inneren Impulsen zu folgen. Wenn wir diese Impulse außer Acht lassen, können wir kein eigenständiges und selbständiges Ich entwickeln. Wer statt auf die eigenen Impulse immer auf die Anforderungen, Vorstellungen und Wünsche der anderen achtet, wird bald sein eigenes Selbst los sein und sich als Marionette und Spielball der anderen wiederfinden. Es geht nicht darum, Regeln und Normen der Familie und Gesellschaft grob zu missachten oder willkürlich zu verletzen, sondern es geht darum, im Rahmen der Möglichkeiten sich selbst zu entfalten. Wenn ich einen Baum als Symbol in der Natur nehme, dann bleibt ein Baum ein Kümmerling und Bückling, wenn es ihm nicht gelingt, den eigenen Impulsen zu folgen und zu einem stattlichen Baum heranzuwachsen, der seine Äste und Blätter in den Himmel reckt, um möglichst viel Sonnenlicht zu ergattern.

 

Die Versuchung liegt darin, stets unseren inneren Impulsen zu folgen und ihre negativen Effekte außer Acht zu lassen. Wenn wir immer die eigenen Bedürfnisse ergreifen und unser Leben dementsprechend gestalten und aussteuern, verlieren wir den Blick dafür, dass wir in eine größere Welt eingebunden sind. Diese größere Welt achtet nicht auf unseren subjektiven inneren Impuls, sondern tritt uns als äußere Realität und / oder Wirkkraft entgegen. Wenn wir uns z. B. ständig übermäßig mit Essen vollstopfen, obwohl das unserem Körper nicht guttut, folgen wir zwar einem inneren Impuls, aber dieser Impuls schadet uns und missachtet die biologischen Bedingungen unseres Körpers. Wenn wir uns ständig ablenken lassen von den wichtigen und nachhaltigen Dingen in unserem Leben und uns z.B. in stundenlangen Computerspielen oder beim Surfen auf Internetseiten und Plattformen sozialer Medien verlieren, können wir mittelfristige und langfristige Ziele, die für unser Leben Bedeutung haben, umso schwerer erreichen. Wir möchten die Belohnung sofort. Das entspricht unserem Impuls, doch dabei verlieren wir die bedeutenden Dinge in unserem Leben aus dem Blick. Der Impuls überzeugt uns davon, dass wir etwas unbedingt haben müssen, um zufrieden sein zu können. Doch oft zeigt sich, dass es sich um leere Versprechungen handelt.

 

Willenskraft entspringt einer größeren Realität. Ein Baum weiß, dass es keinen Sinn macht, im Spätherbst Blätter zu schieben, wenn die Herbstwinde gerade dabei sind, die Blätter von den Bäumen zu wehen und der anbrechende Winter den ersten Schnee und Frost bringt. Er weiß aber auch, dass es im Hochsommer darum geht, möglichst viele Blätter aufzusetzen, um das starke Sonnenlicht für die Energiegewinnung nutzen zu können. Der Baum folgt in diesen Fällen nicht einem inneren Impuls, sondern den äußeren Umständen, die einen rhythmischen und koordinierenden Charakter haben. Es werden nicht die eigenen Bedürfnisse ergriffen, sondern man wird von den äußeren Umständen ergriffen, die etwas hervorbringen wollen, das dem Bedarf des Großen und Ganzen entspricht.

 

Die Aufmerksamkeit richtet sich dann nicht auf die Umstände der Vergangenheit und darauf, was man geworden ist, sondern der Blick richtet sich auf etwas, was unserer eigenen Realität voraus ist, auf etwas, in dem wir uns auf ungewohnte und oft unerwartete Weise neu erfinden. Darin liegt die Gelegenheit, zu zeigen, welches Potenzial wir haben und zu werden, was wir noch nicht sind. Die Willenskraft kann uns über unsere bisherige Lebensgeschichte hinaustragen und uns mit einer weit größeren Realität und Wirklichkeit verbinden, die uns bislang nicht bewusst war. Dann sind wir nicht mehr nur das Produkt unserer Erfahrungen und das Resultat unserer Lebensgeschichte, sondern der Ausdruck einer viel tiefer liegenden Autorität, die den gesamten Kosmos durchzieht. Wir werden Teil einer Realität, die weit über uns selbst hinausgeht.

Wir sollten uns nicht wundern. Diese Willenskraft kann ausgesprochen wild und ungestüm sein. Sie kann wie ein böser Geist oder ein ungezähmtes wildes Tier wirken. Die Willenskraft will das Gewohnte und Vertraute durchbrechen, um eine tiefere Wahrheit hervorzubringen. Dafür überschreitet sie in nicht wenigen Fällen Grenzen und Bedingungen, die wir für unüberwindbar und absolut gehalten haben. Diese Willenskraft kümmert sich vielfach nicht um die Konsequenzen, um den Ruf, das gute Ansehen oder das Gefühl der Sicherheit. Die Willenskraft kümmert sich um die Vision, die in die Realität drängt. Sie kümmert sich um die Mission, die ihr aufgetragen und in ihre Verantwortung gestellt ist.

© Christoph Paul Stock | Wien | 2025 | All rights reserved!
lebensurbild_begriffswolke_6.png
bottom of page