
K O N T A K T
Von der objektiven zur non-dualen Erkenntnis

Gesamte Inhalte:
© Dr. Christoph Paul Stock
EPILOG: GRUNDLAGEN EINES SPIRITUELLEN LEBENS
Es braucht Grundannahmen, ohne die ein spirituelles Leben, ein spirituelles Miteinander und auch spirituelle Beratung, Coaching oder Unterstützung nicht möglich sind. Auch das Spirituelle muss in die vorhandenen Erfassungs- und Verarbeitungsmodi sowie die Verhaltensmodi unseres menschlichen Lebens umgesetzt werden. Ohne eine solche Umsetzung bleibt nur das, was Zen-Meister Victor Hori ein dröhnendes, summendes Durcheinander nannte. Wir würden in einer Beliebigkeit verschwinden, uns in eine große Leere hinein auflösen. Für erleuchtete Menschen ist der Weg in diese Leere, die viele Namen hat, ein gangbarer Weg. Für sie ist es Zeit, eine ganz andere Dimension zu betreten. Doch für uns normal Sterbliche ist nicht die Auflösung, sondern die Inkarnation der uns bestimmende Weg. Daher müssen Annahmen getroffen werden. Keine Wissenschaft ist ohne Annahmen vernünftig denkbar. Keine Spiritualität ist ohne Annahmen sinnstiftend. Ohne Annahmen haben wir nichts, an dem wir etwas wissenschaftlich messen oder spirituell erfahren können. Annahmen sind unumgänglich.
In dem Moment, in dem man aber Grundannahmen formuliert, läuft man Gefahr, ein Dogma, eine fixierte Glaubensansicht zu schaffen. Das soll hier keinesfalls erfolgen. Alle hier genannten Grundannahmen sind daher spirituelle Hypothesen, die auf den Prüfstand gehoben werden müssen. Unsere Fähigkeit zu zweifeln, ist ein enormes Gut. Es zeichnet uns als menschliche Wesen in besonderer Art und Weise aus. In diesem Sinn glauben wir nicht einfach etwas, was man uns sagt, sondern überprüfen das Gesagte nach unseren Kräften und Möglichkeiten. Das bedeutet keinesfalls, dass der Glaube aus unserem Leben verschwindet. Zu glauben bedeutet nicht, das Zweifeln aufzugeben. Es bedeutet aus meiner Sicht, einer inneren Evidenz, einem inneren Gewahrsein zu folgen, das wir für richtig und stichhaltig halten. Gleichzeitig sollten wir aber stets die Bereitschaft haben, diesen Glauben auch auf die Probe zu stellen, wenn es dazu die Möglichkeit und Gelegenheit gibt. Wenn das Universum tatsächlich unendlich ist und dabei meine ich nicht nur eine nicht fassbare endliche Größe, sondern eine tatsächliche Unendlichkeit, dann ist jede Erkenntnis und jede Einsicht nur vorläufig. Verstehen sie mich nicht falsch. Vorläufig bedeutet nicht, dass wir uns auf keine Erkenntnis und Erfahrung in unserem Leben praktisch stützen sollen. Natürlich werden wir uns auf Isaac Newton und seine Gesetze verlassen, wenn es um die Problematik geht, dass Dinge auf den Boden fallen. Natürlich werden wir uns an Newton, Galileo Galilei und Johannes Kepler erinnern, wenn wir die Himmelsdynamik der Planten und Sterne erforschen. Natürlich werden wir Albert Einsteins Genialität nutzen, wenn wir Satellitensysteme entwickeln, Teleskope ins All bringen und Raumschiffe in ferne Welten schicken. Doch wir müssen offenbleiben, wenn wir über unsere heutigen Grenzen hinausgehen wollen. Wenn wir weiter in die Tiefen des Weltalls vordringen und ich bin überzeugt, dass wir das tun, werden wir auch über Einstein hinausgehen müssen. Nicht weil er falsch lag, sondern weil er gewisse Dinge einfach noch nicht erkennen und sich vorstellen konnte, die da draußen auf uns warten. Nicht anders ist es in unserer inneren Welt. Natürlich werden wir uns auf unsere Erfahrungen stützen. Wenn wir all unsere Erfahrungen schlagartig aufgeben, wird unser Leben einfach verschwinden und sich in nichts auflösen. Es geht nicht darum, keine Erfahrungen, keine Vorstellungen, keinen Glauben und keine Grundannahmen zu haben. Es geht um eine Haltung, die es für möglich hält, dass sich das alles ändern könnte, angepasst oder in manchen Fällen sogar verworfen werden muss. Diese Haltung macht Angst, ist aber der Preis dafür, ein Teil eines unendlichen Kosmos zu sein.
In diesem Sinn formuliere ich nun diese Grundannahmen. Sie sollen kein Gegenstand eines neuerlichen Glaubenskrieges werden. Ich glaube nicht an solche Kriege. Sie sollen auch nicht ein neues Glaubensbekenntnis darstellen. Sie sollen Ausgangspunkt für eine Reise sein, von der wir nicht wissen, was sie uns bringen und die uns mit Sicherheit lehren wird, dass so manche dieser Grundannahmen nicht oder in der formulierten Form nicht richtig ist, adaptiert, angepasst oder vielleicht auch verworfen werden muss. Meines Erachtens ist nur eine solche Haltung mit einer weiteren Hypothese vereinbar, nämlich jener, dass das Universum ein Ort immenser Schöpfungskraft ist. Diese Hypothese halte ich für eine, die enorme Evidenz besitzt. Ob sie unendlich ist? Ich habe keine Ahnung!