
K O N T A K T

Gesamte Inhalte:
© Dr. Christoph Paul Stock
cc) Die Personalität
Wenn auch die Besonderheit des Individuums in seiner Verschiedenheit zu anderen besteht, darf nicht übersehen werden, dass der einzelne Mensch für sich nicht existenzfähig ist und sich nur in der Gemeinschaft entfalten und entwickeln kann. Unzweifelhaft ist es Aufgabe des Menschen, Beziehungen und Bindungen einzugehen, um so Bestand und Weiterentwicklung der Menschheit zu sichern. Der Mensch, der in Beziehung tritt, verliert aber nicht seine Individualität und Selbständigkeit. Gerade darin liegt das Wesen der Personalität. Person ist das menschliche Individuum, das in Beziehung steht und seine Eigenart und Selbständigkeit wahrt.[1])
Die Beziehung zum Mitmenschen ist für jede Person von besonderer Bedeutung. Erst durch sein Gegenüber in der Funktion des Vorbildes und Regulativs kann der Mensch erzogen werden zur notwendigen Fähigkeit sich selbst zu führen. Der Einfluss der Gemeinschaft ist Entwicklungsvoraussetzung nicht nur im Kindesalter sondern auch im Mannesalter. Durch das Gegenüber kann sich der Mensch vermitteln und seinen Selbstwert in Würdigung, Wertschätzung und Verständnis seines Tuns und Handelns erkennen. Als Seelenwesen erlebt er durch die Handlungen anderer die Welt der Gefühle in Lust und Unlust, Freude und Trauer, Vertrauen und Schmerz, Liebe und Hass, Scham und Zutrauen. Erst durch die äußere Wirkung dieser Seelenzustände, die auf und gegen den anderen gerichtet sind, wird ein Großteil der Individualität ersichtlich.
Im gegenseitigen Austausch der individuellen Gedanken wird der Geist erst gefordert und kann neue Inhalte und Ausblicke erlangen. In diesem Austausch liegt auch die Grundlage für die Entstehung einer geistigen Atmosphäre, die erst einen objektiven Geist, den Geist einer Kultur möglich werden lässt.
Die Person steht aber nicht nur in Beziehung mit anderen Personen, sondern auch zu Dingen der Außenwelt. Über die Sinne kann der Mensch die Eindrücke der Umwelt in sein Inneres projizieren, wodurch eine innere Außenwelt entsteht. Diese individuelle menschliche Innenwelt erzeugt Antriebe, Wünsche, Neigungen und Bedürfnisse und weckt die Phantasie, gestaltet Ideen und Einfälle, gibt Anregungen und neue Inhalte. Die Außenwelt regt den Menschen an und der Mensch verspürt den Willen, die Umwelt verändern zu wollen. Er entwickelt einen Geist, der die Umwelt in eine greifbare und erfassbare Objektivität zwängt. Darin liegt die schöpferische Kraft des Menschen, der in der Lage ist durch seine Worte, seine Taten, sein Wirken, seine Arbeit und sein Werk aus sich heraus eine Gegenständlichkeit zu schaffen, die zum Teil über seinen Tod hinaus Bestand hat.
Der Geist, der in Wechselwirkung steht mit der Welt, ermöglicht auch eine Blickrichtung nach innen. Der Mensch kann sich selbst schauen, er kann sich selbst bewusst werden. Selbstbewusstsein und Selbstentdeckung erschließen dem Menschen sein Ich, als eine von anderen Wesen getrennte Einheit, als selbständiger Träger von Eigenschaften und Kräften, als ein bewusst tätiges Subjekt.
Aber das Ich begreift sich nicht in seiner Ganzheit, vielmehr treten die einzelnen Seelenschichten nur teilweise in das Bewusstsein. Ein Großteil bleibt in der Dunkelheit des Unterbewusstseins gefangen und tritt nur dann hervor, wenn in einem bestimmten Moment kraft des Erinnerungsvermögens aus dem Bewusstsein geistige Inhalte und Erlebnisse hervortreten, die helfen, es zu erfahren. Hierin wird erkennbar, wie sich Geist, Leib und Seele gegenseitig bei der Konkretisierung des Ichs bedingen.
Durch seine Beziehung zu anderen und zur Umwelt ist die Person auch gefordert, Wertigkeiten zu erkennen und zu ergründen. Ohne eine Wertung seines Gegenübers könnte der Mensch auch seinen eigenen Wert nicht erkennen, weil ein Wert immer einen Maßstab benötigt. In der sich entwickelnden geistigen Atmosphäre, die einen gewissen Konsens entstehen lässt, entwickelt sich auch neben dem objektiven Geist eine objektive sittliche Wertordnung, durch deren Akzeptanz die Person in ihrer Tugend zur Wertperson wird.
Menschenwürde, Individualität und Personalität bilden in ihrer Gesamtheit die Persönlichkeit. Ein Wesen voll schöpferischer Dynamik und innerem Reichtum und eigenem Wertcharakter.[2])