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Gesamte Inhalte:

© Dr. Christoph Paul Stock

 

8. ZUSAMMENFASSUNG


Im ersten Abschnitt der Arbeit wurde gezeigt, dass der Rationalitätsbegriff in der Entscheidungstheorie stark unter Druck geraten ist. Die Empirie weist nach, dass Menschen in vielen Fällen irrational entscheiden. Soziale und psychische Aspekte sowie knappe Verarbeitungs- und Zeitressourcen stehen rational optimierten Wahlhandlungen entgegen. Die „Prospect-Theory“ hat hier empirisch und das „Konzept der begrenzten Rationalität“ als Modell neue Wege gewiesen. Für Entscheidungsverhalten spielt auch die Umwelt eine wichtige Rolle, was die alltägliche Anwendung von Heuristiken zeigt. Eine Betrachtung von Logik und Vernunft legt dar, dass Umwelt und Kultur mit bestimmen, was als rational logisch begriffen wird. Eine reine Logik muss um das Verstehen unterschiedlicher Bedeutungsinhalte im sozialen Kontext ergänzt und der Unterschied zwischen geistigen Ideen und sinnlich wahrnehmbaren Zusammenhängen bewusst gemacht werden. Handlungsempfehlungen zum Entscheidungsverhalten ergänzen die Theorien und Modelle.

 

Der zweite Abschnitt richtete den Fokus auf den Akteur im Entscheidungsprozess. Handlungen werden nicht nur von Einstellungen kausal verursacht, sondern von vielen verschiedenen Faktoren initiiert. Soziale Aspekte können Einstellungen überlagern, das Handeln Einstellungen verändern. Die Handlungsinitiierung hängt von kognitiven Verarbeitungspfaden, Involvement, Wissen, Erfahrungen, Dissonanzen sowie Image- und Risikofaktoren ab. Führungsverhalten ist stark handlungs- und erfahrungsorientiert, konkret, realitätsbezogen und reflexiv in der Bewältigung rekursiver Phänomene. „Stilles Wissen“ ist von besonderer Bedeutung. Entscheider folgen selten einem rein rationalen Ansatz und begehen häufig Beurteilungsfehler, zeichnen sich aber auch durch ein intuitives und ergebnisorientiertes Vorgehen aus.

 

Mit komplexen Systemen beschäftigte sich der dritte Abschnitt. Die Situation sich erhöhender Freiheitsgrade der Entscheider in pluralistischen und hoch technisierten Gesellschaft wurde im Spannungsverhältnis zu Entscheidungssituationen hoher Komplexität und auftretender Zielkonflikte diskutiert. Vernetztheit, Dynamik und Intransparenz der Zusammenhänge gehen Hand in Hand mit beschränktem menschlichem Wissen und verlangen nach einem besonderen Verständnis der Gesetzmäßigkeiten komplexer Systeme. Entscheider brauchen besondere Fähigkeiten und ein entsprechendes Maßnahmenrepertoire, um Komplexität reduzieren und beherrschen zu können.

 

Bauchgefühle und Ahnungen, obwohl vielfach nicht bewusst und schwer begründbar, bestimmen als Phänomen einer rasch im Bewusstsein auftauchenden Intuition häufig unser Handeln. Die Intuition als unmittelbares, ganzheitliches Erkennen oder Erfahren von Sachverhalten, Sichtweisen und Gesetzmäßigkeiten wurde im vierten Abschnitt behandelt. Entscheidungsverhalten hängt stark von intuitiven Mechanismen ab, die uns aber nicht nur unterstützen, sondern auch in die Irre führen können.

 

Zuerst zu wägen und dann zu wagen gebietet der Grundsatz der Vernunft. Ein Blick auf die Evolution legt aber nahe, dass nicht nur die Ratio, sondern auch der Einsatz einfacher Faustregeln (Heuristiken), die durch die Auseinandersetzung mit der Umwelt und das Einüben von Handlungsstrategien entstehen, das Überleben des Menschen sichern. Der fünfte Abschnitt beschäftigte sich mit diesen intuitiven Faustregeln in plastisch gesteuerten Umwelten. Überschlagsweise vorgenommene Einschätzungen machen dabei Faustregeln in vielen Fällen gleich erfolgreich oder sogar erfolgreicher als lineare Berechnungsmodelle. Situationsadäquate Such-, Stopp- und Entscheidungsregeln, die auch soziale Normen und Emotionen berücksichtigen, spielen dabei eine wichtige Rolle.

 

Der Zusammenfassung aller Ergebnisse aus den vorangegangenen Abschnitten in einem inkludierten Entscheidungsmodell widmete sich der sechste Abschnitt. Das Modell stellt eine Art Entscheidungskompass dar, auf dem die multivariaten Aspekte des Entscheidens ausgerichtet werden. Der Kompass hat vier große Dimensionen. Es werden eine materielle, eine psychische, eine geistige und eine kollektiv komplexe Dimension beschrieben. Das Modell weist statische und dynamische Aspekte auf. Entscheidungstheorien und -modelle, Fragen der Handlungsinitiierung, -auswahl und -umsetzung sowie die Themen der Intuition, Komplexität und Plastizität der Steuerung werden den Modelldimensionen zugeordnet und im Kontext der Modellsystematik diskutiert. Das Modell zeigt, dass Entscheidungssituationen mit Hilfe der Rationalität erfasst und verstanden werden und die Steuerung in Entscheidungsprozessen nach Ansicht des Autors durch einen Prozess der Wechselwirkung zwischen gefestigten Bewusstseinsinhalten und dynamischen Bewusstseinsvorgängen, die aufeinander Einfluss nehmen und Inhalte gestalten sowie Vorgänge bestimmen, erfolgt. Diese Inhalte und Vorgänge können, müssen aber nicht bewusst sein und entfalten sich oft auch spontan, ohne zuvor ins Bewusstsein getreten zu sein. Nicht nur die Rationalität spielt im Entscheidungsverhalten eine bedeutende Rolle, sondern auch das „Intuieren“, das „Fühlen“ und das „Empfinden“.

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