K O N T A K T

Beschreibung lebensfähiger Systeme in Anlehnung an das Viable System Model (VSM) von Stafford Beer
Gesamte Inhalte: © Dr. Christoph Paul Stock
Die Bevorzugung der Effizienz
Aus dieser Vorliebe zur Effizienz ergibt sich eine weitere konstruktivistische und technomorphe Besonderheit. Im Kontext dieses Denkens wird laufend versucht, Strukturen und Prozesse zu optimieren. Dabei werden immer mehr Details geregelt und festgelegt. Perfektion ist das große Schlagwort. Man erhofft sich durch diesen Optimierungsprozess einen möglichst friktionsfreien und geschmierten Ablauf. Das Problem mit diesem Vorgehen liegt darin, dass wir von stabilen und wenig veränderlichen Rahmenbedingungen ausgehen. Doch die Realität wandelt sich ständig. Stabile Rahmenbedingungen sind eher die Ausnahme als die Regel. Wenn nun ein laufender Wandel auf eine hoch-detaillierte Anpassungsstruktur trifft, entsteht ein sehr hoher Anpassungsbedarf, weil so viele Details ständig adaptiert werden müssen. Das kann dazu führen, dass sich ein System nur noch selbst verwaltet, um in einer sich ändernden Umwelt stets einen hohen Optimierungsgrad beibehalten zu können. Wir verwalten uns zu Tode und das oben erwähnte Hamsterrad dreht sich immer schneller. Wir sollten daher vielleicht weniger Energie in die Perfektionierung stecken, sondern mehr in die Steigerung der Fähigkeit, uns an sich ständig wandelnde Situationen flexibler anzupassen. Doch das technomorphe Denken liebt Repetitionen und schafft damit sich ständig selbst verstärkende Wiederholungsmuster. Das hat den Vorteil, dass bestimmte Abläufe fast schon von selbst ablaufen. Diese Form der Mühelosigkeit ist verlockend, weil wir uns nicht mehr anstrengen müssen, um etwas zu erreichen. Wir sollten den großen Nachteil dabei aber nicht übersehen. Automatisierte Prozess machen uns dann besonders träge und inaktiv, wenn es darum geht, grundlegende Änderungen und Anpassungen vorzunehmen. Je mehr wir an geschmierte Abläufe gewohnt sind, umso schwerer fällt es uns, neue Abläufe zu initiieren, die ihrem Wesen nach Anstrengung und harte Arbeit mit sich bringen. Das Vertraute am Laufen zu halten, verlangt wenig Energie. Das Neue in Bewegung zu bringen, ist ausgesprochen energieaufwändig. Wenn wir nicht zu änderungsresistent werden wollen, müssen wir vorsichtig sein, wenn wir zu sehr auf den geölten Automatismus setzen.
