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Beschreibung lebensfähiger Systeme in Anlehnung an das Viable System Model  (VSM) von Stafford Beer

 

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Gesamte Inhalte: © Dr. Christoph Paul Stock

 

Die Lösung in der Vergangenheit suchen

 

Abschließend noch ein kurzes Wort zu Kooperation und hilfsbereiten Handeln. Menschen haben in der Vergangenheit immer wieder Kooperationen gebildet, um Probleme zu lösen, die nur durch eine größere oder große Zahl an Menschen gelöst werden können. An sich verfeindete Gruppen haben sich zusammengefunden, um gemeinsam gegen einen noch größeren Feind anzukämpfen und sich verteidigen zu können. Bei Katastrophen helfen Menschen plötzlich wildfremden anderen Menschen aus reiner Solidarität und Hilfsbereitschaft, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Hilfe wichtig ist und einen grundlegenden Unterschied macht. Genau das tut sie auch. Komplexe Probleme, die zudem noch grenzüberschreitend und teilweise sogar global wirken, können nur durch Kooperation und gemeinsames Vorgehen gelöst werden. Wenn in solchen Zusammenhängen nur national, regional und beschränkt auf lokale Interessen gedacht und gehandelt wird, sind diese Probleme nicht zu lösen. Kooperation ist nicht einfach, weil man sie organisieren muss, Kompromisse notwendig werden, offene Kommunikation unabdingbar ist und Alleingänge problematisch sind. Kooperation schränkt auch die Freiheit der kooperierenden Partner ein, weil in einer großen Gruppe mehr Begrenzungen auftreten wie in einer kleinen. Die Freiheit der einen Person findet ihre Grenzen an der Freiheit der anderen Personen. Je mehr Personen beteiligt sind, desto stärker wird dieses Spannungsverhältnis. Je größer die Gruppe, umso mehr Abstimmung und Rücksichtnahme wird notwendig. Einfache Antworten funktionieren nicht, weil ihnen die ausreichende Lösungsvarietät für die Komplexität fehlt, mit der man konfrontiert ist. Die starke Führungspersönlichkeit, die auf jedes Problem eine Antwort weiß, hilft nicht, weil in komplexen Zusammenhängen das Wissen immer unzureichend ist, um abschließend sichere Antworten geben zu können. Kooperatives Vorgehen ist immer eine große Herausforderung. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es immer Personen gibt, die zwar mitmachen aber keinen ausreichenden Beitrag leisten, also lediglich Trittbrettfahrer sind und weil es Personen gibt, die zwar entscheidungsstarke Persönlichkeiten sind, wenn es um Alleingänge geht, aber völlig überfordert sind, wenn sie gemeinsam mit anderen einen Weg finden sollen.

Konstruktivistisch-technomorphes Denken sucht tendenziell die einfache, schnell einleuchtende und unmittelbar wirkmächtig umsetzbare Lösung. Man versucht so rasch wie möglich von A nach B zu kommen. Systemisch-evolutionäres Vorgehen setzt im Gegensatz dazu nicht auf eine schnelle kognitiv zugängliche Lösung, die schon parat und abrufbar vorliegt. Ein systemisch-evolutionäres Bewusstsein weiß, dass sich Antworten auf komplexe Fragestellungen erst mit der Zeit und oft mit viel Geduld finden lassen. Die schnelle und vorgefertigte Antwort wird abgelöst von einem achtsamen Gewahrsein, das versucht, zu ergründen, was tatsächlich passiert und sich entfaltet. Dabei braucht es auch ein Vertrauen auf intuitive Kräfte, die Lösungsansätze und neue Ideen spontan liefern können. In diesem Sinn ist konstruktivistisch-technomorphes Denken eher vergangenheits- und problemorientiert. Systemisch-evolutionäres Vorgehen versucht hingegen möglichst bewusst in der Gegenwart zu sein, um zu verstehen, was heute anders ist als es gestern war und was uns das für die Zukunft zu sagen vermag. Hier wird stärker anerkannt, dass in den Fakten, die zu einem Problem geführt haben, meist nicht die Antworten für die Lösung des Problems liegen. Die Lösung verlangt nicht unbedingt nach einem Verständnis der Vergangenheit, sondern nach einer kreativen Idee für die Zukunft.

© Christoph Paul Stock | Wien | 2025 | All rights reserved!
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