KAPITEL 6: ASHBYS GESETZ DER ERFORDERLICHEN VIELFALT

Ross Ashby, ein britischer Universalgelehrter und Kybernetiker hat in diesem Zusammenhang erforscht, dass eine zu steuernde Situation nur dann ausreichend kontrolliert werden kann, wenn die Varietät der Steuerungsmechanismen, die dem Steuermann zur Verfügung stehen, mindestens so groß ist wie die Varietät der zu kontrollierenden Situation. Varietät steuert also Varietät aus.

Nur ein ausreichend komplexes System ist auf Grund seiner eigenen Varietät in der Lage, auf eine komplexe Umwelt sinnvoll und zielgerichtet zu reagieren. Es braucht schon das Wunderwerk eines menschlichen Gehirns, um schwierige Lebensaufgaben zu lösen. Dementsprechend ist auch das von Stafford Beer entwickelte System hoch komplex und vielschichtig. Diese Komplexität schreckt im ersten Moment ab. Beachtet man aber Ashbys Gesetz, wird schnell klar, dass aus kybernetischer Sicht ein Steuerungssystem komplexer Systeme nicht schlicht und einfach sein kann. Der Leitsatz „keep it simple“ gilt in diesen Zusammenhängen einfach nicht. Ein gewissenhafter Verkehrstechniker wird einen komplexen Verkehrsknotenpunkt, an dem viele Straßen zusammenlaufen und ein hohes Verkehrsaufkommen herrscht, auch nicht mit einem einzigen Ampelsystem zu lösen versuchen. Es braucht hoch komplexe Lösungsansätze, die heute mit mehrspurigen Kreisverkehren unter Einbeziehung der Selbstorganisation der Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer erreicht werden.