
K O N T A K T
Von der objektiven zur non-dualen Erkenntnis

Gesamte Inhalte:
© Dr. Christoph Paul Stock
KAPITEL1: MIT DER ENERGIE IN BERÜHRUNG KOMMEN
Die Photosynthese ist ein physiologischer Prozess zur Erzeugung energiereicher Biomoleküle aus energieärmeren Stoffen durch Nutzung von Lichtenergie. Dies kommt auch in der Bezeichnung klar zum Ausdruck. Das Wort „Photo“ und das Wort „Synthese“ haben altgriechische Wurzeln. „Photo“ bedeutet Licht und „Synthese“ bedeutet Zusammensetzung.
Photosynthese wird nicht nur von Pflanzen und Algen, sondern auch von Bakterien betrieben. Die Photosynthese ist, soweit uns bekannt, der einzige biochemische Prozess, bei dem Lichtenergie verwendet wird, um diese in chemisch gebundene Energie umzuwandeln. Dabei wird die Lichtenergie mit Hilfe von lichtabsorbierenden Farbstoffen wie z.B. Chlorophyll in chemische Energie umgewandelt. Diese chemische Energie reichert energiearme Stoffe wie Kohlenstoffdioxid und Wasser an und lässt daraus organische Verbindungen wie vor allem Kohlenhydrate entstehen.[i] Hauptlieferant der Lichtenergie ist die Sonne. Indirekt sind fast alle Lebewesen auf der Erde von diesem Prozess abhängig, da es ohne Photosynthese keine Nahrung zum Essen und Fressen und keinen Sauerstoff zum Atmen gäbe. Damit ist die Photosynthese einer der wichtigsten Prozesse des Lebens auf unserer Erde überhaupt.[ii]
Die Pflanzen und Bakterien betreiben permanent Energiearbeit, um ihr Energieniveau und damit ihr Überleben zu sichern. Sie beziehen diese Energie aus der Sonne, einer Quelle, die ca. 150 Millionen Kilometer entfernt ist. Das ist wahre Fernwirkung!
Wie bedeutend Sonnenlicht ist, erfahren wir in der nördlichen Hemisphäre jedes Jahr im Spätherbst und dem beginnenden Winter. Es gibt nur wenige Sonnenstunden am Tag und der Einstrahlwinkel der Sonne ist zusätzlich ziemlich flach. Damit bekommen wir sehr wenig Sonnenlicht ab. Es ist bekannt und gut erforscht, dass dieser Mangel an Sonnenlicht unsere Stimmung trüben und chemische Prozesse in unserem Körper verlangsamen kann. Manche Menschen leiden richtiggehend unter diesem Mangel an Licht.
Es wird ersichtlich, dass das Leben nicht nur auf Energiequellen auf unserem Planeten angewiesen ist (Versorgung von unten nach oben – „Bottom Up“), sondern auch auf Energiequellen, die aus dem Weltraum kommen (Versorgung von oben nach unten – „Top Down“). Diese Realität besteht aber nicht nur in Bezug zu unserer Physiologie, sondern auch in Bezug zu unserem psychischen und geistigen Leben. Wir stehen nicht nur in Beziehung zur Erde, indem wir Pflanzen und Tiere essen, Wasser trinken und Luft atmen, sondern auch zum Kosmos, dessen schwingendes Potenzial wir teilweise wahrnehmen und mit Instrumenten messen können.
Das Licht ist ein Wellenphänomen mit einem breiten Spektrum an unterschiedlichen Schwingungen. Das für uns sichtbare Licht ist nur eine kleine Bandbreite dieser Schwingungen. UV-Strahlung können wir z.B. nicht sehen, sie verbrennt aber unsere Haut, wenn wir ihr zu lange ausgesetzt sind. Das Universum ist voller Energien, derer wir uns nicht bewusst sind. Neben den UV-Strahlen gibt es auch Röntgenstrahlen, die unseren Körper durchdringen können, Radiowellen, die wie durch Zauberhand unser Radio- und Fernsehprogramm übertragen sowie unsere Telefongespräche per Mobiltelefon ermöglichen und unsere Navigationssysteme per Satellitensignal steuern. Alles Fernwirkungen, für die wir keine sinnliche Wahrnehmung besitzen. Viele Bereiche des Lebens werden durch diese Schwingungsphänomene gesteuert und bestimmt. Der ganze Kosmos ist ein riesiges schwingendes Phänomen. Milliarden Jahre altes Licht dringt aus unvorstellbar weit entfernten Galaxien bis zu uns. Moderne im Weltraum platzierte Teleskope wie das Habbel- und das James-Webb-Teleskop ermöglichen diesen Blick in die unendlichen Weiten des Weltraums. Es gibt eine Hintergrundstrahlung, die wahrscheinlich ein Überbleibsel des Urknalls und damit 13,8 Milliarden Jahre alt ist. Auf alten Fernsehern können wir ein durch diese Strahlung verursachtes Rauschen sehen, wenn keine konkrete Signalübertragung eingestellt ist. Diese Hintergrundstrahlung können wir messen und so ein Strukturbild des Universums erstellen.
Es klingt vielleicht esoterisch, aber es ist eine seit Jahrtausenden von Menschen gelebte Praxis, sich mit den Energien des Kosmos zu verbinden. Diese Praxis nennt man Spiritualität. Für Pflanzen ist es eine absolute Selbstverständlichkeit und alltägliche Sache, sich mit den Energien des Universums zu verbinden. Machen Sie sich diese Tatsache bewusst, wenn sie grüne Blätter und Nadeln in der Natur betrachten. So wie die Pflanzen können auch wir in Verbindung treten mit den grundlegenden Schwingungen des Universums. Sie sind permanent da und erhalten unser Leben wie die Sonne ständig das Energieniveau auf unserem Planeten auf einem ähnlichen Pegel hält. Im alten Sprachgebrauch nannte man diese Verbindung zu den Energien eine Verbindung zu höheren Mächten. Man sprach auch davon, dass man mit der Lebensenergie in Verbindung tritt. Verschiedene Kulturkreise haben diese Energieverbindung mit unterschiedlichen Namen bezeichnet. In der traditionellen chinesischen Medizin wird die universelle Lebensenergie als Qi bezeichnet. In der Tradition der Yogis wird für die Lebensenergie das Sanskritwort Prana verwendet.
Die Lebensenergien gehen über unsere polare Welt hinaus. Eigentlich gehen sie unserer polaren Welt voraus. Wir wissen heute aus der Quantenphysik, dass Licht eine Welle und gleichzeitig ein Teilchen sein kann. Im Akt der Beobachtung wird aus dem Wellenphänomen des Lichtes ein physikalisch beschreibbares Phänomen. In dem Moment, in dem wir das Licht quasi in unseren Bereich der sinnlichen Wahrnehmung und mentalen Verarbeitung bringen, bricht die Wellenfunktion zusammen und es entsteht die uns vertraute Realität, die sich von der Welt der Quanten unterscheidet.[iii] Wir verarbeiten unsere Sinneseindrücke gedanklich in polaren Gegensätzen. Dann ist ein Licht hell oder dunkel, ein Geräusch laut oder leise, eine Berührung fest oder leicht, die Temperatur eines Gegenstandes heiß oder kalt, der Geschmack einer Sache süß oder sauer mit all den Nuancen zwischen den Extremen dieser Pole. Unsere sinnliche Wahrnehmung verwandelt das Schwingungsmuster in eine rational verarbeitbare Realität wie ein Radio, das Radiowellen über eine Membran zu hörbaren Schwingungen in der Luft umsetzt. Die Energie selbst kennt diese Polarität nicht. In ihr ändert sich einfach das Schwingungsmuster, dass wir dann in der Polarität je nach Ausgestaltung unserer Sinnesorgane wahrnehmen. Die verschiedenen Farben des Sonnenlichtes, die sich in den Farben des Regenbogens zeigen, wenn wir das Sonnenlicht durch ein Prisma leiten, sind auf rein energetischer Ebene einfach Licht mit unterschiedlicher Wellenlänge. Wenn die Wellenlänge sehr groß ist, nehmen unsere Sinnesorgane rot wahr, wenn sie sehr klein ist, sehen wir blau. Alle Farben ergeben sich durch solche Unterschiede in der Wellenlänge. Gleiches gilt bei Schallwellen. Je nach Frequenz der Welle hören wir hohe oder niedrige Töne. Dabei gibt es Frequenzen, die wir nicht mehr wahrnehmen können, von manchen Tieren aber noch gehört werden. Wenn wir also die Energien direkt wahrnehmen wollen, müssen wir die Polaritäten in gewissem Sinn überschreiten. Wir müssen über sie hinausgehen. So können wir diese Energien für uns nutzbar machen. Das ist kein Hokuspokus. Das ist harte Arbeit, die wir ständig und immer wieder machen müssen, wenn wir uns mit den Lebensenergien verbinden wollen. Ein Vorgehen, das Pflanzen ständig im Prozess der Photosynthese betreiben, um überleben zu können.
Ziel dieser energetischen Arbeit ist es, das eigene Energieniveau zu verändern und zu erhöhen. Ziel ist es aber auch, uns mit dem Rhythmus des Universums abzustimmen. Genauso machen es die Pflanzen und Bakterien, wenn sie Photosynthese betreiben, um ihr Energieniveau zu erhöhen. Das können sie nur im Rhythmus von Tag und Nacht und im Jahresrhythmus tun. Die Grundlage für diese Rhythmen sind die astronomische Konstellation und die Bewegung der Erde um ihre eigene Achse und um die Sonne.
Die Frage ist, wie wir uns in Verbindung mit diesen Energien bringen können und wie wir diese Energien in unsere polare Realität synthetisieren können.
Das Christentum gibt den Gläubigen ein Konzept des Göttlichen, das als Trinität mit Gott Vater, Gott Sohn und dem Heiligen Geist beschrieben wird. Gläubige versuchen durch Gebet, Andacht und Einkehr mit diesen göttlichen Wesenheiten in Verbindung zu treten. Es gibt eine ganze Reihe an Ritualen und Praktiken, die helfen, diesen Kontakt herzustellen. Menschen berichten immer wieder auf beeindruckende Weise, wie sie mit dem Göttlichen in Verbindung getreten sind.
Die Tradition der Yogis beschreibt sieben Energiezentren im Zusammenhang mit der Darstellung der universellen Energiestruktur, die auch mit dem menschlichen Körper verbunden ist. Die Verbindungsstellen werden als Chakren bezeichnet. Diese Chakren sind die Verbindung des Menschen in die höhere Dimension der Energieebenen. Sechs dieser Energiezentren sind direkt im menschlichen Körper zu finden. Eines dieser Zentren liegt außerhalb des Körpers. Die Yogis sagen, dass dies nur die wichtigsten Energiezentren sind und es viele weitere Ebenen gibt. Dies führt zu einem hochkomplexen Energiesystem mit vielen Energiekanälen, die als Nadis bezeichnet werden. Dieses komplexe Zusammenspiel von Energiekanälen ist die Voraussetzung für unser Leben. Diese Energiezentren sind mit unseren Sinnen im Normalfall nicht wahrnehmbar.[iv]
Ich werde versuchen, diese sieben Hauptenergiequellen zu beschreiben. Das geht über die Trinität des Christentums ein Stück hinaus. Meiner Meinung nach finden sich die sieben Energieströme auch in der Beschreibung der Trinität des Göttlichen im Christentum. Attribute, die im Christentum z.B. Gott Vater zugeordnet werden, splitten sich im System des Ostens noch weiter auf, sind aber alle im Konzept des Vaters enthalten. Man sieht, wie genial die Lehren des Christentums sind. Es wurden Unterschiede in den höheren Energien erkannt und in einem komplexen System beschrieben. Gleichzeitig wurde darauf geachtet, verständlich und kompakt zu bleiben.
Die Beschreibung, die ich versuchen werde, ist indirekt. Sie erfolgt aus unserer polaren Welt heraus unter Nutzung des Intellekts. Entscheidend bleibt zu verstehen, dass es sich um keine intellektuelle Übung oder Wissensvermittlung handelt. Hinter diesen Realitäten verbirgt sich eine energetische Ebene, die mit Worten nicht beschreibbar ist, aber wahrgenommen werden kann. Der Verstand muss Vorstellungen und Konzepte nutzen, um sich orientieren zu können. In der Praxis der Yogis und in der hinduistischen Tradition sind Begriffe entstanden, die solche energetischen Phänomene bezeichnen. Hier gibt es Wörter, die nicht wirklich übersetzt werden können, weil es dafür in unseren westlichen Sprachen keine Worte gibt. Doch auch diese Begriffe aus der alten indischen Sprache des Sanskrits sind nur Hilfskrücken für etwas, was der Verstand nicht erfassen kann.
Die Beschreibung dieser Hauptenergiequellen erfolgt gefiltert durch die Linsen meiner persönlichen Lebensprägungen und der mich umgebenden kulturellen und sozialen Gegebenheiten. Die Beschreibung wird Wertungen, Tendenzen und Färbungen enthalten, die unmittelbar mit meiner Person und mit der heutigen Welt, in der ich lebe, zu tun haben. Die Beschreibung ist daher subjektiv und relativistisch. Eine objektive Beschreibung ist nicht möglich. Die Beschreibung gibt keine Wahrheit wieder! Eine Person, die in einer anderen Umgebung und Zeit aufgewachsen ist und lebt bzw. gelebt hat, wird diese Energien anders beschreiben. Jede Beschreibung dieser grundlegenden Energien ist immer nur vorläufig, niemals ausreichend konkret, niemals ausreichend offen und niemals abschließend. Daher ist sie auch niemals objektiv richtig. Die Beschreibung dient nur als Brücke, als ein Versuch, einen Übergang zu einer tieferliegenden Wirklichkeit zu schlagen, die jenseits aller Beschreibungen, Konzepte, Vorstellungen und aller menschlichen Begrenztheit liegt. Die Energien sind universal, die Beschreibungen dieser Energien mittels unserer realen Möglichkeiten in dieser Welt sind es nicht. Im Akt der Beobachtung und Beschreibung zerfallen die Energien in eine polare Erscheinung, die ihnen niemals gerecht werden kann.
Die Beschreibung ist nur ein Fingerzeig auf das, was dort ist. Die Beschreibung ist niemals die Sache selbst. Doch auch dieser Fingerzeig ist nur vorläufig, keineswegs abschließend und keinesfalls endgültig. Unsere Realität ist nur eine Erscheinungsform einer tiefer liegenden Wirklichkeit.
[i] Vgl. in: SADAVA, D. / HILLIS, D. / HELLER, H.C. / HACKER, S.: Purves Biologie, 10. Auflage, Springer Spektrum, 2019, 275 ff
[ii] HELDT, H.-P. / PIECHULLA, B.: Pflanzenbiochemie, 5. Auflage, Springer-Verlag GmbH, 2015, 43 ff
[iii] Vgl. dazu bei: ZEILINGER, A.: Dance of the Photon, From Einstein to Quantum Teleportation, Kindle-Ausgabe, Farrar, Straus and Giroux, New York, 2010, S. 11 ff
[iv] SADHGURU: Inner Engineering, A Yogi’s Guide to Joy, Spiegel & Grau, New York, 2016, S. 140 ff