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Von der objektiven zur non-dualen Erkenntnis

 

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Gesamte Inhalte:

© Dr. Christoph Paul Stock

 

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Die Illusion einer sich ständig wiederholenden Welt

 

Viele Menschen beschreiben heute ihre Arbeit als ein Hamsterrad, in dem man ständig läuft, ohne das Gefühl zu haben, wirklich etwas sinnstiftendes voranzubringen. Menschen fühlen sich wie ein Rädchen in einem großen sozio-ökonomischen Getriebe, in dem sie sich nicht verwirklichen und entfalten können. Der ewig gleiche Trott zermürbt und die eigene Kreativität und Entfaltung wird nicht selten aus dem Berufsleben ausgelagert und in der neben dem Job verbleibenden Zeit ausgelebt. Die Sache ist deshalb so frustrierend, weil man sehr viel Zeit und Kraft in die Arbeit investieren muss und für die Tätigkeiten in der Freizeit zu wenig dieser Ressourcen übrigbleiben. Es entsteht neben dem Stress, den das Hamsterrad im Job generiert, der Stress in der Freizeit, weil man permanent das Gefühl hat, etwas zu versäumen.

 

Unser Leben braucht Routine und Wiederholung. Nur dadurch wird es möglich, ein stabiles Leben zu leben, das ein gewisses Maß an Sicherheit und Berechenbarkeit kennt. Wenn Sicherheit und Berechenbarkeit aber zum primären Maßstab für das Leben werden, erdrücken uns die repetitiven Muster unserer Existenz.

 

Die Energie der Kreativität weist uns darauf hin, dass ein dauerhaftes Verharren in repetitiven Handlungen und Denkmustern in eine Sackgasse führen.

 

Wenn das Alte keine Freude und kein Wohlbefinden mehr liefert, wird es Zeit, die alten Strukturen zu hinterfragen. Dabei sind wir oft der Meinung, dass man nur etwas leicht verändern und verbessern müsste. Damit glauben wir, unser Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität mit wirklicher Veränderung verbinden zu können. In vielen Fällen macht eine Verbesserung Sinn. Wir transformieren die Dinge, ordnen sie neu, gestalten etwas um. Die neue Software in der Verwaltung wird die Lösung liefern. Der neue Mitarbeiter in der Abteilung wird die Dinge verändern. Der Neue Auftrag, der an Land gezogen werden konnte, wird eine neue Dynamik in das Unternehmen bringen etc. Change-Management wird zum großen Schlagwort. Doch es gibt Fälle, in denen eine Verbesserung nicht den gewünschten Effekt hat. Man merkt, dass man zwar die äußeren Umstände verändert hat, die innenliegende Kultur aber den alten belastenden Trott auch in den neuen Umständen wieder zum Vorschein bringt. Irgendwann sind alle Verbesserungsmaßnahmen nur mehr Notmaßnahmen, um etwas aufrecht zu erhalten, was am Ende seiner Existenz angelangt ist. Das Alte in irgendeiner Form zu erhalten ist dann weder sinnvoll noch ökonomisch. Was bleibt ist die Frage, ob man den Mut hat, das Alte nicht mehr zu verbessern, sondern zu zerstören und etwas wirklich kreativ Neues zu erschaffen. Ein solches Vorgehen erschüttert unser Sicherheitsgefühl und unser Bedürfnis, die Dinge berechnen und im Griff haben zu können. Doch ein radikaler Neuanfang bereinigt die Dinge und eröffnet bisher unbekannte Dimensionen.

 

Die Versuchung besteht darin, im Alten weitermachen zu wollen, obwohl seine Zeit abgelaufen ist. Ein typisches Beispiel besteht darin, wenn Familien von ihren Kindern die Weiterführung alter Familientraditionen verlangen, obwohl diese nicht mehr zeitgemäß sind oder den Veranlagungen der Kinder einfach nicht entsprechen. Kinder sollen das elterliche Unternehmen weiterführen, obwohl sie andere Pläne und Aufgaben haben. Sie sollen das elterliche Haus erhalten, obwohl es eigentlich niemand braucht und haben will. In Unternehmen sind es oft die alten Verkaufsschlager, die wieder und wieder aufgelegt werden. Die Cash-Cow hat gestern das Geschäft gemacht also soll sie es auch morgen wieder tun. Die bisherigen Strategien waren bis heute erfolgreich, also werden sie auch morgen wieder erfolgreich sein. Die Dinge haben schon gestern genau so funktioniert, daher werden sie auch morgen wieder funktionieren. Wie schon erwähnt, funktioniert das Alte mit einer gewissen Anpassung tatsächlich im Morgen wieder. Doch es gibt Fälle und diese Fälle sind nicht so selten, da funktioniert das Alte einfach nicht mehr. Manchmal erlischt seine Kraft langsam, in anderen Fällen ist das Erlöschen schlagartig. Dann soll rasch etwas Neues her. Doch das kreativ Neue braucht in vielen Fällen Zeit, um wachsen und sich entwickeln zu können. Das Neue ist meist nicht das Starke. Es braucht Unterstützung und Hilfe. Es ist oft das Schwache und Verwundbare. Nicht selten ist es gerade das, was in der Vergangenheit verdrängt und ignoriert worden ist. Nicht selten hat es etwas Infantiles an sich und wirkt naiv und wahnwitzig. So mancher kreative Neubeginn braucht nicht nur einen Anlauf, sondern mehrere Versuche. Unternehmensgründerinnen und Unternehmensgründer, deren Erstgründung gescheitert ist, machen die bittere Erfahrung, was es bedeutet, den Start nicht hingebracht zu haben und jetzt mit Schulden, schlechtem Ruf und Minderachtung dazustehen. Doch man sollte sich nicht täuschen. Gerade das Scheitern birgt enorme kreative Kraft in sich, weil man daraus lernt, was noch nicht passt und noch nicht funktioniert. Manchmal ist auch die Zeit noch nicht reif, um Durchstarten und das Neue auf den Weg bringen zu können. Doch in vielen Fällen führt am kreativen Neustart nichts vorbei. Das Alte trägt nicht mehr, es kann nicht mehr, es will nicht mehr. Dann wird der kreative Akt zum einzigen Ausweg aus der Misere. Der einzige Weg ist nach vorne.

 

Die Kreativität ist nichts für Feiglinge und zaudernde und zögernde Personen. Von den großen Entdeckern kann man lernen, was es heißt, ins Unbekannte und Ungewisse zu gehen. Welche Qualen und Unsicherheiten hat Christoph Columbus auf sich genommen, um über den Atlantik nach Indien zu gelangen und dabei unbewusst Amerika zu entdecken. Welche enormen Strapazen und Risiken hat Ferdinand Magellan durchlitten, als er zwei Jahre lang einen Weg über den Atlantik durch eine Passage im amerikanischen Südkontinent in den Pazifik und dann in Richtung Molukken gesucht hat, um Herrschaftsansprüche und Handelsinteressen des spanischen Königs in Fernost zu sichern. Wie viele Versuche musste Thomas Alva Edison unter schwierigsten wirtschaftlichen Bedingungen unternehmen, bis seine neu erfundene Glühbirne endlich dauerhaft brannte und auf dieser Erfindung basierend ein Geschäft aufgebaut werden konnte. Es gibt unzählige weitere Beispiele aus allen Lebensbereichen, die zeigen, welche Tatkraft und welcher Mut notwendig sind, um das kreativ Neue ins Leben zu bringen.

 

Nicht selten will das Alte an einem gewissen Punkt beim neuen Kurs nicht mitmachen. Es streikt, boykottiert und meutert, was den Erfolg des Neuen wiederum aufs Spiel setzt und gefährdet. Ferdinand Magellan musste sich z.B. gegen vier Kapitäne durchsetzen, die sich gegen sein Vorhaben stellten und die Suche nach einem Weg über Amerika nach Fernost abrechen wollten. Als er sich mit Gewalt gegen die Widersacher behauptet hatte, machte sich ein wichtiges Versorgungsschiff seiner Armada einfach aus dem Staub, kehrte auf halben Weg um und ließ die anderen Schiffe im Stich. Wer das Neue in die Welt bringen will, kämpft nicht nur mit den eigenen Ängsten, Befürchtungen und Unsicherheitsgefühlen, sondern bekommt nicht selten auch noch die Sorgen und Ängste der anderen umgehängt. Da ist es nicht verwunderlich, dass so mancher Neustart nicht gelingen will. Wer in Unternehmen mit großen Umstrukturierungen, Change-Management oder dem Aufbau neuer Strukturen zu tun hat, weiß, wie viel Kraft es kosten kann, den Kurs in die neu eingeschlagene Richtung zu halten und gegen viele Widerstände erfolgreich durchzusetzen.

 

Schließlich bringt jeder kreative Neubeginn auch immer Gewinner und Verlierer mit sich. Diejenigen, die sich als Verlierer sehen, greifen nicht selten die neue Entwicklung an und diskreditieren sie, um das Neue zu Fall zu bringen und damit die Nachteile, die sich ergeben können, zu verhindern.

 

Wenn es Zeit geworden ist, führt an der kreativen Kraft nichts vorbei. In dieser Welt hat es schon sechs Massensterben gegeben, bei denen jeweils der Großteil der existierenden Tiere und Pflanzen vernichtet wurden. Die letzte Massenauslöschung hat das Zeitalter der Dinosaurier beendet und das Zeitalter der Säugetiere eingeläutet. Wer will sich darüber beschweren. Den Menschen würde es sicher nicht geben, wenn die Dinos nach wie vor die herrschende Spezies auf diesem Planeten wären.

 

Wenn man das Neue in die Welt bringen will, muss man die eigene Trägheit, das eigene Zögern und die eigene Furcht, die oft auch gerechtfertigt ist, sowie die Hindernisse, die von anderen dem neuen Projekt in den Weg gelegt werden, überwinden. Mit Kleinkariertheit und engstirnigem Denken lässt sich hier nichts erreichen. Großzügigkeit, Wagemut, Offenheit und Neugierde sind unabdingbar für einen solchen Schritt. Ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt sowie die Bereitschaft auch einmal zu scheitern und aus dem Scheitern zu lernen und sich wieder aufzumachen, sind notwendige Grundvoraussetzungen für ein kreativ-schöpferisches Leben.

© Christoph Paul Stock | Wien | 2025 | All rights reserved!
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