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Von der objektiven zur non-dualen Erkenntnis

 

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© Dr. Christoph Paul Stock

 

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KAPITEL 9: DAS RAD IN BEWEGUNG HALTEN

 

Die Erde dreht sich um ihre Achse. Jeden Tag, wenn wir aufstehen, ist ein neuer Morgen. Der Zyklus, der durch die Erdrotation bedingt wird, wiederholt sich immer wieder. Doch gleichzeitig hat sich die Erde in ihrer Bewegung um die Sonne weiterbewegt. Es ist uns nicht so bewusst, aber wir befinden uns jeden Morgen an einem anderen Ort auf dieser elliptischen Bahn um unser Zentralgestirn.

 

Jedes Jahr beginnt mit dem Neujahrstag und wir schalten vielleicht den Fernseher ein, um das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Großen Musikvereinssaal in Wien zu sehen und zu hören. Es ist wieder ein Jahr vergangen und wir gehen in die nächste Runde auf unserer sich immer wiederholenden Reise um die Sonne. Das Neujahrskonzert ist ähnlich wie jenes im Vorjahr. Doch es gibt Unterschiede. Der Dirigent hat gewechselt, die Zusammenstellung der aufgeführten Werke ist leicht anders und die Beiträge variieren. Doch das Ambiente ist ähnlich gestaltet, die Choreografie der Abläufe ist mit jener des Vorjahres vergleichbar und im Publikum sieht man die Gesichter jener Prominenten, die man schon im Vorjahr gesehen hat. Es ist anders und doch irgendwie gleich. Was uns nicht auffällt, ist die Tatsache, dass wir zwar im Verhältnis zur Sonne mit dem Neujahr wieder an den gleichen Punkt zurückgekehrt sind, wir uns aber im Verhältnis zum Zentrum der Galaxie weiterbewegt haben.

 

Das Sonnensystem bewegt sich mit Sonne und Planeten um ein Schwarzes Loch im Zentrum der Galaxie. Derzeit befinden wir uns zwischen zwei Armen der spiralförmigen Galaxie, die unsere Heimatgalaxie ist und Milchstraße heißt. Doch langsam bewegen wir uns auf den nächsten Spiralarm der Galaxie zu, da sich das Sonnensystem etwas schneller bewegt als die Spiralarme. Wir befinden uns innerhalb der Galaxie also an einem ganz anderen Ort wie vor einem Jahr. Wenn wir das Zentrum der Galaxie umrundet haben, was sehr lange dauert, werden wir wieder in dieser Bahnregion im Verhältnis zum Zentrum der Galaxie ankommen, an der wir uns aktuell befinden. Doch die Galaxie wird sich in Struktur und Aufbau verändert haben, Sonnen werden gestorben und andere Sonnen geboren worden sein, weil die Reise um das Zentrum der Galaxie so viel Zeit in Anspruch nimmt.

 

Doch damit hört der Reigen nicht auf. Galaxien bewegen sich zueinander und können miteinander kollidieren. Es wird vermutet, dass die Milchstraße mit der nächstgelegenen Galaxie, dem Andromedanebel, in Zukunft zusammenstoßen wird. Niemand von uns wird diese Kollision erleben, aber sie lässt sich berechnen. Schließlich bewegen sich die Galaxien in koordinierten Bewegungen um einen Attraktor im Universum, der ein weiteres Zentrum darstellt. Das Universum ist also hochkomplex organisiert. Auch wenn es Zyklen und Wiederholungen gibt, so werden wir bei Betrachtung aller Bewegungen niemals wieder am gleichen Ort im Universum sein. Dinge mögen sich rhythmisch wiederholen, doch auf einer tieferen Ebene ist in jeder Wiederholung auch eine Veränderung gegeben, weil wir uns schlicht jedes Mal woanders befinden und niemals wirklich an den Ausgangspunkt zurückkehren. Das Rad bewegt sich ohne Unterlass in rhythmischen Wiederholungen, in denen aber immer auch eine Neuerung steckt. Das ist kein Gedankenspiel, sondern eine fundamentale uns nicht ausreichend bewusste Tatsache. Oft sehen wir nur die Wiederholungsmuster und verlieren die Veränderungen aus dem Auge. Nicht selten ist es aber auch umgekehrt. Wir sehen nur die Veränderung, verlieren aber den Rhythmus aus dem Blick.

 

Wenn das Leben eine solche Dynamik kennt, sollten wir auch versuchen, in unserem Leben diese Dynamik zuzulassen. Wir brauchen eine Balance zwischen rhythmischer Wiederholung und stetiger Vorwärtsbewegung. Nur so können wir dem Großen und Ganzen folgen und unser eigenes Lebensrad auf eine lebensfördernde Art und Weise in Bewegung halten.

© Christoph Paul Stock | Wien | 2025 | All rights reserved!
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