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Von der objektiven zur non-dualen Erkenntnis

 

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Gesamte Inhalte:

© Dr. Christoph Paul Stock

 

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WIR ERSCHAFFEN UNS SELBST UND SIND MITGESTALTER DER WELT

Vom Gegenlauf der Dinge

 

Wenn uns das WOLLEN fehlt, wird es schwierig, etwas ins Leben zu bringen. Doch was ist das Wollen in einem spirituellen Kontext? Es ist vielleicht einfacher einmal festzustellen, was nicht dem spirituellen Wollen entspricht.

 

Es gibt ein Wollen, das unseren Bedürfnissen, Wünschen und Hoffen entspringt. Wir wollen etwas zum Trinken, wenn wir durstig sind, wir wollen uns ausruhen, wenn wir müde sind, wir wünschen uns eine andere Aufgabe, wenn wir mit unserem Job unzufrieden sind und uns beruflich verändern wollen. Wir erhoffen uns eine baldige Genesung, wenn wir erkrankt sind und wieder gesund werden wollen. Dieses Wollen entspringt unserer psychischen Verfassung und ist mit unseren Erfahrungen verbunden. Wir wollen etwas, das für uns von Bedeutung ist und so ein persönliches Motiv ausbildet, dem wir folgen und das wir erfüllt haben wollen. Doch dieses Wollen, das einem persönlichen Plan folgt, ist nicht gemeint, wenn ich von einem Wollen im spirituellen Sinn spreche.

 

Dann gibt es ein Wollen, das alles Wollen überwinden will. Es gibt Menschen, die sich aus ihrer Existenz heraus befreien wollen. Sie möchten frei sein von den Mühen, Anstrengungen und Belastungen eines irdischen Lebens. Sie erhoffen sich eine spirituelle Befreiung, die sie aus dieser Realität in eine andere Dimension trägt. Sie möchten erleuchtet sein und über diese Welt hinausgehen. Meines Erachtens erfolgt eine Befreiung aus dieser Lebensdimension, wenn wir hier in unserer irdischen Existenz gelernt haben, was wir zu lernen hatten. Die Auflösung dieser Existenz erfolgt von sich aus, ohne unser Zutun, wenn wir eine gewisse Entwicklungsstufe erreicht haben. Sich dieses Ziel als erfüllt zu wünschen, ist einfach nur ein Träumen, auch wenn man es noch so will. Es ist so, als wollte eine Schülerin bzw. ein Schüler schon die Matura erreicht haben und auf die Universität gehen, obwohl sie bzw. er noch in der Unterstufe ist und diverse schulische Hürden zu nehmen hat. Sich eine Matura zu erträumen, ist einfach nur eine Ausflucht, eine Weigerung, sich der Inkarnation in diese Welt zu stellen. Auch ein solches Wollen ist nicht gemeint.

 

Das Wollen, von dem ich hier sprechen will, ist ein Wollen, das der Non-Dualität entspringt. Es ist ein Wollen, das bei unserer Unbewusstheit ansetzt und uns etwas bewusst machen will. Sein Ausgangspunkt ist nicht diese irdische Existenz, sondern geht dieser Existenz voraus. Es ist auch kein Wollen, das sich aus dieser Existenz herausnehmen will. Es ist ein Wollen, das diese Existenz nutzt, um Bewusstsein zu schaffen. Es ist ein Wollen, bei dem es darum geht, sich einer eigenen Lebensrealität und der Realität des Lebens bewusst zu werden. Es ist ein Wollen, das über uns hinausgeht und gleichzeitig ganz besonders uns betrifft. Dahinter steht kein persönliches Motiv, sondern eine höhere Willenskraft, die etwas in diese Welt gebiert. Doch ohne unseren Willen wird es keine Geburt geben. Wir sind selbst der Geburtskanal.

 

Da dieses Wollen aus dem UNBEWUSSTEN auftaucht, ist es am Anfang völlig unbestimmt. Es hat noch keinen Namen. Es ist eine Vision, die erst Form und Inhalt annehmen muss. Es ist ein Energiepotenzial, in dem eine Information steckt, die erst entschlüsselt werden will. Diese energiegeladene Vision unterscheidet sich von dem, was schon in der Welt ist. Sie macht einen UNTERSCHIED. Dieser Unterschied ist es, der es ermöglicht, sie zu benennen. Je klarer die Unterschiede werden, je besser sie erkannt und formuliert werden können, umso mehr wird aus der unkonkreten Information ein verstehbarer Inhalt, etwas, das vermittelt und in eine Form gebracht werden kann. Es ist wie bei einer Malerin bzw. einem Maler, die oder der vor einer leeren Leinwand steht und wahrnimmt, wie erste Ideen für ein neues Werk auftauchen. Es ist wie bei einer Musikerin bzw. einem Musiker, die oder der in seinem Kopf plötzlich Tonfragmente eines Rhythmus hört, die sich langsam zu einer Melodie formen. Es ist wie bei einer Schriftstellerin bzw. einem Schriftsteller, die bzw. der bruchstückhafte Gedanken auf einem Blatt Papier zusammenträgt, die Konturen einer noch unfertigen Geschichte erzählen. Es ist eine intuitive Idee, die in einer Wissenschaftlerin bzw. einem Wissenschaftler plötzlich auftaucht und langsam etwas zu entschlüsseln vermag, das im Verbogenen liegt und noch weitgehend unverstanden ist. Es ist wie eine neue Geschäftsidee, die sich von anderen Geschäftsmodellen unterscheidet, aber noch nicht ausreichend ausgearbeitet ist, um im Rahmen eines Businessplanes als Grundlage für eine Geschäftsgründung zu dienen.

 

Irgendwann beginnt man, von dieser Vision zu erzählen, sie zu beschreiben, ihre Form und ihren Inhalt mit Leben zu füllen. So nimmt sie Gestalt an und bekommt eine bestimmte BEDEUTUNG. In dem Moment, in dem die Bedeutung der Vision nicht nur für uns, sondern auch für andere erkennbar wird, trifft das Neue auf das Bekannte. In vielen Fällen ist diese Begegnung nicht ohne Friktionen und Störungen. Es stellt sich dem Neuen das Alte entgegen und spricht davon, dass es nicht bzw. nicht in dieser Form sein darf und man sich an das Bestehende halten soll. Das Wollen trifft auf ein DÜRFEN und SOLLEN, mit dem es sich auseinandersetzen muss.

Unterschiedliche Ideen, Vorstellungen und Konzepte stehen in einem Wettbewerb. Manche Ideen sind einfach besser wie andere oder finden leichter eine Mehrheit, die bereit ist, sie zu unterstützen. Viele kreative Ideen verschwinden wieder in der Schublade oder scheitern nach kurzer Zeit, weil sie nicht das Potenzial und die Kraft haben, um in der Welt richtig Fuß zu fassen. Doch nicht selten liegt das Problem nicht bei der Innovation und der kreativen Neuschöpfung, sondern beim Establishment, das mit aller politischen Macht sich gegen die Neuerung auflehnt und alles tut, um sie abzuwürgen. Diese Auseinandersetzung ist wichtig, weil sie das Neue konzeptionell auf den Prüfstand hebt und seine Tauglichkeit prüft. Nur wenn das Neue ausreichende DURCHSCHLAGSKRAFT hat und eine ADAPTIERUNG an unumgängliche Normen und Vorgaben möglich ist, lässt sich das Sollen und Dürfen integrieren. Das Sollen und Dürfen kann sehr dogmatisch sein. Dann kommt es schon einmal zu schweren Machtkämpfen und Auseinandersetzungen, in denen Vorurteile beseitigt und Vorbehalte überwunden werden müssen. Erst am Ende dieses Prozesses wird erkennbar, in welcher Form und mit welchem konkreten Inhalt das NEUE als Projekt der Welt begegnen kann.

 

Auch wenn eine Entscheidung getroffen ist, hat sich das Neue noch nicht etabliert. Es muss erst richtig in die Realität hinein umgesetzt werden. Es stellt sich die Frage, ob man es auch tatsächlich realisieren kann und aus dem ganzen Projekt auch etwas wird. In der MACHBARKEIT stellt sich die Frage nach dem KÖNNEN. Wenn neue Dinge in die Umsetzung gehen, ist wiederum mit Widerständen durch jene zu rechnen, die das Neue umsetzen müssen. Diesmal haben die Widerstände keine politische oder geistige, sondern eine psychische Dimension. So mancher mag die neue Idee nicht. Sie entspricht nicht den eigenen Gewohnheiten und Vorlieben. Das MÖGEN oder eigentlich Nicht-Mögen wird zur Hürde. So manches Projekt wird von denen boykottiert, die es realisieren sollen. Es muss sich zeigen, ob die Idee, die hinter dem Projekt steht, eine ausreichende ÜBERZEUGUNGSKRAFT hat, um andere für sich zu gewinnen und von seiner Nützlichkeit und Brauchbarkeit zu überzeugen. Nur so kann das Projekt eine Verwirklichung erfahren. Hat das Projekt die Behinderung durch Gewohnheiten und Vorlieben überwunden, werden Vorteile und Chancen sichtbar und ein Bedarf spürbar. Es wird klar, dass das Projekt umgesetzt werden muss, weil es Bedeutung hat und daher eine Umsetzung sinnstiftend ist. Das MÜSSEN wir tun, wird zum inneren MOTIV.

Jetzt kann das Projekt richtig Fahrt aufnehmen, den Raum ergreifen und sich über die Zeit hinweg richtig entfalten und VERKÖRPERN. Jetzt wird die Idee über den Status als Projekt hinaus zu einem echten Produkt oder einer echten Dienstleistung oder einer echten Neuerung, die eine DARSTELLUNG erfährt und in der Welt Form und Inhalt annimmt. Schließlich bekommt das materialisierte Ergebnis noch einen NAMEN, damit man darüber sprechen kann und es einen fixen Platz in der Welt hat. Mit der Materialisierung merkt man, wie sich die schöpferische Energie langsam zurückzieht. Das anfänglich unbewusste Etwas ist über einen langen Prozess hinweg in die Realität getreten. Das Werk ist erfüllt. Was ursprünglich völlig unbewusst und unbekannt war, ist ins Bewusstsein getreten.

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Abbildung 24
Inhalt und Grafik-Design: © bei Christoph Paul Stock

Der schöpferische Akt kann sich auf vieles beziehen. Es kann um Gegenstände, Produkte und Dienstleistungen gehen. Es kann sich aber auch um ein geistiges Produkt, eine politische Idee oder eine Erfahrung in der Gefühlswelt handeln. Selbst der Akt der Bewusstwerdung eines Zusammenhangs oder Sachverhalts kann Gegenstand dieses Bewusstwerdungsprozesses sein. Ist ein volles Bewusstsein vorhanden, muss der Spiegel zerbrochen werden, um die Energie für den nächsten Schöpfungsakt nutzen zu können und um Platz zu machen für einen neuen kreativen Akt, der eine neue Leinwand, ein frisches Blatt Papier, eine neue Idee benötigt. Der Kreis schließt sich, um einen neuen Kreis zu öffnen.

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Abbildung 25
Inhalt und Grafik-Design: © bei Christoph Paul Stock

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